Von Puerto Iguazú ging es mit den Bus für umgerechnet etwa 50 Euro in die zweitgrößte Stadt Argentiniens, Córdoba. Ich entschied mich für ein Halbbett (Semi-Cama), bei dem die Rückenlehne 120 Grad nach hinten verstellbar ist, mit einer Fußablage. Trotz der langen Busfahrt von 24 Stunden waren die Sitze recht komfortabel. Nach Ankunft im Hostel machte ich einen Spaziergang, der mich auf das Universitätsgelände führte.

2006 Kulturhauptstadt Amerikas

Die Universidad Nacional de Córdoba ist die älteste Universität Argentiniens (gegründet 1613), mit über 100.000 Studierenden. Etwas anders als bei uns beginnt das erste Semester im März und dauert bis Juli, während das zweite Semester von August bis Dezember dauert. Im argentinischen Notensystem entspricht ein "Sehr Gut" einer "10", ein "Nicht genügend" einer "4" oder darunter.

Die Stadt Córdoba wurde 2006 zur Kulturhauptstadt Amerikas gewählt und hat aufgrund der vielen Studenten ein recht lebendiges Nachtleben.

Zum Che-Museum nach "Alta Gracia"

Etwa eine Stunde mit dem Bus südlich von Córdoba befindet sich in der gleichnamigen Provinz die "Pilgerstätte" Alta Gracia mit etwa 50.000 Einwohnern. Der einstige Revolutionär und argentinische Staatsbürger Ernesto Guevara verbrachte seine Kindheit und Jugendzeit aufgrund seines Asthmaleidens im eher trockenen Gebiet von Alta Gracia. Das Elternhaus wurde in ein Museum umgestaltet, dem bereits Fidel Castro und Hugo Chávez einen Besuch abgestattet haben.

Guevara studierte Medizin und promovierte 1953 als Allergologe. Kurz vor Abschluss seines Studiums unternahm er eine neunmonatige Südamerika-Reise, die ihn in seiner persönlichen Entwicklung sehr prägte. Während der Reise verdiente er in Leprastationen Geld und erweiterte sein Wissen. Die Verfilmung "Diarios de motocicleta" gibt auch Einblicke in die sozialen Missstände Südamerikas.

24-Stunden-Busfahrt nach Córdoba.

Foto: David Dukaric

Ein beliebter Treffpunkt ist das Kulturzentrum Paseo del Buen Pastor, dahinter sieht man ein wenig die neogotische Kirche Los Capuchinos, bei der ein Kirchturm weggelassen wurde.

Foto: David Dukaric

Abends wird das Gebäude mit wechselnden Farbakzenten beleuchtet. Zu jeder vollen Stunde gibt es zwischen 19 und 22 Uhr Wasserspiele, die rhythmisch zu zwei bis drei Musikstücken begleitet werden.

Foto: David Dukaric

Die älteste erhaltene Kirche Argentiniens aus dem Jahr 1671, die Iglesia de la Compañía de Jesús. Papst Franziskus (Jorge Mario Bergoglio) war von 1986 bis 1992 spiritueller Leiter und Beichtvater in dieser Jesuitenkirche.

Foto: David Dukaric

Plaza de la Intendencia mit den Soldatendenkmal Las Islas Malvinas fü die "Helden der Falklandinseln". Im Hintergrund ist der Justizpalast (Palacio de Tribunales) zu sehen.

Foto: David Dukaric

Im Stadtteil Nueva Córdoba, der als Studentenviertel Córdobas gilt, befindet sich das Einkaufszentrum Patio Olmos.

Foto: David Dukaric

Im Künstlerviertel Güemes gibt es an Wochenenden einen Kunsthandwerkermarkt namens Paseo de las Artes.

Foto: David Dukaric

Abends werden auf einigen Straßen provisorische Kunsthandwerksstände aufgebaut. Das Angebot ist groß, Antiquitäten, geflochtene Körbe, Fotokameras, Bücher, Keramikkunst, Pflanzen, Kleidung und vieles mehr. Sogar kleine Katzen, die in Kartonschachteln herumgetragen werden, stehen zum Verkauf.

Foto: David Dukaric

Über eine Einkaufsgalerie auf der anderen Straßenseite gelangt man zu den Restaurants Casa Tomada und Alfonsina II.

Foto: David Dukaric

Auf der Dachterrasse des Alfonsina-Restaurants bestellte ich mir eine Schinkenpizza mit Yerba-Mate und als Nachspeise ein hausgebackenes Brot mit Marmelade und Butter. Entlang einer schmalen Einkaufspassage und dem Innenhof, wo live Musik gespielt wird, gelangt man auf der anderen Seite des Häuserblocks wieder auf eine Hauptstraße.

Foto: David Dukaric

Das Elternhaus von Che Guevara, in dem er bis zu seinem 17. Lebensjahr wohnte. Darin befindet sich heute ein Museum. Links vor dem Eingang sieht man eine bronzene Statue des jungen Che.

Foto: David Dukaric

Che war das erste von fünf Kindern. Das Museum zeigt seine Lebensgeschichte und persönliche Gegenstände, aber auch seine Zeugnisse. Er war ein durchschnittlicher Schüler, besonders gut war er in Geisteswissenschaften, wo er ausgezeichnete Noten bekam.

Foto: David Dukaric

Che las in seiner Jugend viel europäische Literatur, darunter auch eine Biografie von Goethe.

Foto: David Dukaric

Sein 500-cm³-Motorrad der Marke Norton (Modell 18 OHV aus dem Jahr 1936), auch bekannt geworden unter den Namen "La Poderosa II", von seiner zweiten Südamerika-Reise ist ebenso zu finden wie sein selbst gebautes Fahrrad mit Kleinmotor, das er von seiner ersten 4.000-Kilometer-Tour mitbrachte.

Foto: David Dukaric

Nach dem Museumsbesuch in Alta Gracia fuhr ich noch etwa 45 Minuten südlich in die Kleinstadt Villa General Belgrano, bekannt wegen der vielen deutsch-österreichischen Einwanderer aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Hier wird das Oktoberfest ("Fiesta de la Cerveza") sowie andere Veranstaltungen wie das Wiener Konditoreifestival "Fiesta de la Masa Vienesa" zu Ostern und das Fest der Alpenmilchschokolade ("Fiesta del Chocolate Alpino") gefeiert.

Foto: David Dukaric

Auf der Speisekarte findet man typisch österreichisch-deutsche Gerichte wie Wienerschnitzel, Sauerkraut mit Knödel und Apfelstrudel.

Foto: David Dukaric

Typisch bayrische Häuser, Kellner in Trachtenkleidung und Schlagermusik erwarten die Besucher in der 6000-Einwohner-Stadt.

Foto: David Dukaric

Nach vier Tagen Córdoba buchte ich einen Nachtbus nach Mendoza. Dieser wohl komfortabelste Bus meiner gesamten Reise war mit Fernseh-Bildschirmen ausgestattet, über die man etliche Filme gratis anschauenden konnte. Gleichzeitig war die Fahrt nicht viel teurer als alle anderen Fahrten. Es gab sogar ein dreigängiges Menü, zu dem man richtiges Besteck und Wein bekam. Das freie WLAN war dann das Tüpfelchen auf dem i. (David Dukaric, derStandard.at, 2.12.2014)

Foto: David Dukaric