Wien - Die jüngste Talfahrt der Rohölpreise hat an der Wiener Börse auch die OMV-Aktie auf ein Zweijahrestief geschickt. Am Mittwoch fiel die OMV tagsüber zeitweise bis auf 22,51 Euro und damit den tiefsten Stand seit 2012. Auch die Aktien anderer Ölkonzerne gaben zuletzt massiv nach.

Die Preise für die Nordseesorte Brent und die US-Ölsorte WTI waren zuletzt auf die tiefsten Niveaus seit fünf Jahren gefallen. Gegen 15.30 Uhr hielt der Brent-Future bei 70,5 Dollar, zu Jahresbeginn lag das Ölpreisbarometer noch deutlich über hundert Dollar.

Auslöser für die starke Ölpreiskorrektur seit der Vorwoche ist Händlern zufolge die Entscheidung der Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) aus der vergangenen Woche, das Ziel für ihre Fördermenge trotz der niedrigen Ölpreise nicht zu verändern. "Jeder hat gedacht, dass gekürzt wird. Dass nicht gekürzt wurde, war eine große Überraschung", sagte ein Analyst der Erste Group zur APA.

Die Erste-Analysten erwarten, dass sich die Ölpreise nun im Bereich von 60 bis 70 Dollar je Fass vorerst stabilisieren dürften. Sollten die Ölpreise aber länger auf diesem Niveau bleiben, würde dies für die OMV nach Einschätzung der Analysten eine "massive Ergebnisbelastung" bedeuten. "Dann müssen wir unsere Schätzungen erheblich nach unten nehmen", so ein Erste-Analyst.

"OPEC hätte kürzen müssen"

"Der Markt ist derzeit sehr gut versorgt, die OPEC hätte eigentlich kürzen müssen. Nachdem nicht gekürzt wurde, bleibt der Markt vorerst überversorgt", so der Analyst, "kurzfristig ist keine Änderung zu erwarten". Die Erste-Group-Experten erwarten derzeit, dass die Angebotsseite im ersten Halbjahr 2015 sogar noch zunimmt. Auf Sicht von fünf bis sieben Jahren sehen die Analysten dann aber wieder deutliche Ölpreisanstiege, weil bei anhaltend niedrigen Preisen Förderprojekte zurückgefahren werden.

Die Analysten der Commerzbank werten die Marktreaktion auf die OPEC-Entscheidung zwar als übertrieben, rechnen aber angesichts eines erwarteten Überangebots von rund 1,5 Millionen Fass pro Tag im ersten Halbjahr 2015 dennoch nicht mit einem Ende des Preisverfalls. "Nachdem sich die OPEC geweigert hat, ihrerseits einen Beitrag zum Abbau dieses Überangebots zu leisten, muss dieser Beitrag nun von den Produzenten außerhalb der OPEC kommen", schreiben die Analysten.

"Angeblich soll der saudi-arabische Ölminister Al-Naimi die Zustimmung der anderen OPEC-Mitglieder zur Beibehaltung der Fördermengen dadurch gewonnen haben, indem er die US-Schieferölproduzenten als Angriffsziel ausgegeben hat", heißt es in einer Commerzbank-Analyse. Tatsächlich dürften die US-Schieferölproduzenten angesichts der niedrigen Ölpreise zunehmend in Probleme geraten, schreiben die Experten weiter. (APA, 1.12.2014)