Montevideo/Puebla - Uruguay hat einen neuen, altbekannten Präsidenten: Tabaré Vázquez vom linken Frente Amplio. Schon wenige Stunden nach Schließung der Wahllokale am Sonntag war klar, dass er mit rund 53 Prozent der Stimmen vor Herausforderer Luis Lacalle lag, der auf 41 Prozent kam - der Rest entfiel auf ungültige oder leere Stimmzettel.
In der Wahlkampfzentrale des Frente Amplio herrschte ausgelassene Stimmung, doch waren weniger Menschen gekommen als 2004, als Vázquez die Linke erstmals überhaupt an die Macht geführt hatte. Auf ihn folgte vor fünf Jahren sein für sparsamen Lebensstil und flotte Sprüche bekannter Parteikollege José Mujica, den die Verfassung - wie 2009 Vázquez - an einer zweiten aufeinanderfolgenden Amtszeit hinderte.
Freigabe des Marihuanakonsums
Mujicas gewagtester Schachzug war die Freigabe des Marihuanakonsums - ein Projekt, dessen Umsetzung nun in Vázquez Händen liegt, der im März sein Amt antritt. Vázquez, ausgebildeter Arzt, der beide Eltern und eine Schwester an den Lungenkrebs verlor, und der in seiner Amtszeit eines der strengsten Anti-Tabak-Gesetze der Welt erließ, ist diesbezüglich eher skeptisch. Er will die Maßnahme aber umsetzen und ihre Ergebnisse streng bewerten.
Probleme bei Sicherheit und Bildung
Der Frente Amplio stellt auch die Mehrheit im Kongress, er kann wohl weiter sein Programm umsetzen. Probleme lauern allerdings in der Sicherheit und der Bildung. Die Kriminalitätsrate hat in den vergangenen Jahren zugenommen, das einst vorbildliche, staatliche Bildungssystem ist unterfinanziert und hat an Qualität eingebüßt. Auch wirtschaftlich ziehen Wolken auf. In diesem Jahr ist die Konjunktur wegen sinkender Rohstoffpreise abgeflaut.
Wirtschaft wächst, Armut sinkt
Der Frente Amplio übernahm 2004 die Regierung nach einer der schwersten Finanzkrisen. Seither wächst die Wirtschaft im Schnitt um sechs Prozent pro Jahr; Armut und Arbeitslosigkeit sind auf ein Rekordtief gefallen. Die vor allem auf Rinderzucht und Finanzdienstleistungen basierende Wirtschaft wurde diversifiziert, Steuer-und Gesundheitsreformen sowie ein Sozialprogramm ließen die soziale Bresche etwas schrumpfen. Das kleine Land am Rio de la Plata ist nun auch bekannt für Softwaredienstleistungen, Callcenter und die Papierherstellung. (Sandra Weiss, DER STANDARD, 2.12.2014)