Maxim ist sauer: Seit Jahren verdient der gebürtige Moldauer in Russland seinen Lebensunterhalt, indem er Moskauern die Wohnungen renoviert. Bei der Parlamentswahl in Moldau wollte er dementsprechend für eine engere Anlehnung seiner Heimat an Russland stimmen. Doch das Wahllokal in Moskau machte bereits zu, als Maxim noch vor der Tür stand. Es gab keine Stimmzettel mehr. "Dabei waren noch etwa 2000 bis 3000 Wähler da", ärgert sich Maxim. Als er versuchte, im Moskauer Vorort Ramenskoje abzustimmen, waren auch dort die Stimmzettel schon ausgegangen.
Gerade einmal fünf Wahlbezirke hat Moldau in Russland eingerichtet, neben Moskau und seinem Umland gab es je ein Wahllokal in St. Petersburg, Sotschi und Nowosibirsk. Insgesamt konnten deshalb russlandweit nur 15.000 Moldauer abstimmen. Im Land leben aber laut offiziellen Schätzungen 700.000 Moldauer. Die prorussischen Parteien beklagten daher eine massive Benachteiligung.
Russlands Außenministerium, natürlich interessiert an einer moskaufreundlichen Regierung in Chisinau, übte ebenfalls Kritik: Ausgehend von der Zahl der Arbeitsmigranten sei Moskau bereit gewesen, 20 bis 30 Wahllokale in verschiedenen Regionen aufzumachen. Doch Moldau habe die Zahl auf fünf begrenzt. "Natürlich ist das keinesfalls genug für die Anzahl moldauischer Bürger, die auf russischem Gebiet leben", klagte der russische Vizeaußenminister Sergej Karasin.
Zuvor hatte das Außenministerium schon den Wahlausschluss der Partei Patria kritisiert, deren Vorsitzender und Sponsor Renato Usatii vor seinem überraschenden Einstieg in die moldauische Politik jahrelang in Russland als Unternehmer tätig gewesen war. Patria war offiziell wegen nicht deklarierter Gelder aus dem Ausland von der Wahlliste gestrichen worden. (André Ballin aus Moskau, DER STANDARD, 2.12.2014)