Doha/Wien - Böse Zungen behaupten, dass früher oder später auch das Münchner Oktoberfest, der Villacher Fasching und der Wiener Silvesterpfad an Katar vergeben werden. Vorerst konzentriert sich das Emirat auf Sportevents, um seine Qualifikation als Veranstalter unter Beweis zu stellen. So gehen der Fußball-WM 2022 die Handball-WM 2015, die Straßenrad-WM 2016 und die Leichtathletik-WM 2019 voraus. Und derzeit weilen die besten Schwimmer in Doha, wo von Mittwoch bis Sonntag die Kurzbahn-WM-Titel vergeben werden - ORF Sport plus überträgt die Finalsessions jeweils ab 16 Uhr live.
"Diese Jahreszeit wäre auch für eine Fußball-WM okay", berichtet Thomas Unger, Generalsekretär des Schwimmverbands (OSV). Es hat um die zwanzig Grad, freilich sind Schwimmern die Außentemperaturen ziemlich egal, die Halle ist klimatisiert. Lisa Zaiser, Österreichs beste Schwimmerin, fühlt sich äußerst wohl in Doha. Beim Weltcup im August hat sie Rekord über 100 Meter Lagen und einen dritten Platz über 200 Meter Lagen fixiert. "Ich mag die Halle, ich mag das Becken." Wie ein Becken aussieht, das man mag? "Es ist nicht aus Alu, sondern ein permanenter Pool, also gefliest, man kann abschätzen, wie tief es ist. Und die Wassertemperatur ist ideal. 26,5 Grad." Das wäre selbstverständlich, sollte man meinen, ist es aber nicht, wie sich oft bei Wettkämpfen zeigt. Zaiser: "Bei 24 Grad beginne ich zu frieren."
Stern in Berlin
Heuer ist, wenn man so will, der Stern der 20-jährigen Kärntnerin aufgegangen. Bei der Langbahn-EM in Berlin holte sie Bronze über 200 Meter Lagen, hernach mischte sie im Weltcup mit. Entscheidend dafür war nicht zuletzt eine Übersiedlung samt Trainerwechsel. Zaiser hatte Spittal/Drau und Ferdinand Kendi im Oktober 2013 verlassen, um in Graz ihre Bundesheer-Grundausbildung zu absolvieren. Mit dem dortigen Trainer Dirk Lange wurde sie nicht restlos warm, also ging es weiter nach Linz, wo sie im Leistungszentrum und in der Trainingsgruppe von Marco Wolf unterkam. "Ich habe sofort gemerkt, da will ich bleiben", sagt Zaiser. "Früher war ich von vielen umgeben, die aus Spaß geschwommen sind oder weil es gesund ist. Jetzt bin ich von vielen umgeben, die etwas erreichen wollen."
Lisa Zaiser will besonders viel erreichen, ordnet der Schwimmerei alles unter. Studienpläne werden hintangestellt, interessieren könnte sie sich für ein Lehramt (Englisch, Sport) oder für Ernährungswissenschaften. Mit der Entscheidung wartet sie bis 2016 zu. "Wenn ich schon so einen Aufwand treibe, will ich auch ganz vorne mitschwimmen." Soll heißen? "Mit einem Platz im Olympia-Semifinale gebe ich mich in Rio sicher nicht zufrieden." Für Doha und die Kurzbahn-WM gilt Ähnliches. In den Meldelisten ist die Lagenschwimmerin an siebenter (200 m) bzw. achter Stelle (100 m) gereiht, auch die Kraulstaffel sei eine Hoffnung, ein Finalplatz "gut möglich".
Keine Ablenkung
Zaiser führt ein neunköpfiges OSV-Team an, von den anderen acht Köpfen sollte der eine oder andere jedenfalls in einem Semifinale auftauchen. Dass sich der Kopf von Dinko Jukic in Doha gar nicht erst blicken lässt, wird von Zaiser nicht kommentiert. "Würde mich das beschäftigen, würde es mich ablenken", sagt sie. "Ich hab genug damit zu tun, mich auf mich zu konzentrieren." (Fritz Neumann, 02.12.2014)