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Trauerminute beim ersten Deportivo-Training.

Foto: APA/EPA/Cabalar

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Entsetzen auf allen Ebenen (hier der Präsident der spanischen Liga Javier Tebas).

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Madrid - Der Schock über den Tod eines Fans von Deportivo La Coruna ließ den spanischen Fußball auch am Montag nicht los. Bereits am Morgen trafen sich Vertreter von Politik, Sport und Polizei in Madrid, um über mögliche Konsequenzen aus den hässlichen Szenen zu beraten, die sich 24 Stunden zuvor in der spanischen Hauptstadt abgespielt hatten.

Bei Auseinandersetzungen zwischen Anhängern des galizischen Klubs aus La Coruna und des spanischen Meisters Atlético Madrid war ein 43 Jahre alter Depor-Anhänger von Hooligans verprügelt und in den Fluss Manzanares geworfen worden. Er starb wenig später im Krankenhaus. Insgesamt sollen an den Krawallen bis zu 300 Personen beteiligt gewesen sein. Die Polizei nahm über 20 von ihnen fest, mehr als ein Dutzend Verletzte wurden am Ende der Ausschreitungen gezählt.

"Ihr seid überflüssig. Keine Ausreden mehr. Die Verantwortlichen müssen dringend aus dem Fußball ausgeschlossen werden", schrieb die Sporttageszeitung Marca. Und AS ergänzte: "Eine Niederlage des Fußballs." Die tragischen Vorkommnissen ließen in Spanien alle anderen sportlichen Ereignisse weit in den Hintergrund treten. Auch den Vereinsrekord von Real Madrid mit 16 Siegen in Serie.

Politisch motiviert

Denn die Hintergründe der Krawalle zwischen den Riazor Blues aus La Coruna und den Frente Atlético waren wohl weit mehr als "nur" eine Auseinandersetzungen zwischen Fußballfans zweier Vereine. Die galizischen Anhänger gelten als politisch links stehend und wurden offenbar von Fans des Madrider Vorortklubs Rayo Vallecano unterstützt. Atléticos rechtsgerichtete Anhänger erhielten ebenfalls Hilfe von Gleichgesinnten. Mit Metallstangen, Totschlägern und Messern gingen die Gruppen dann am frühen Sonntagmorgen aufeinander los.

Nach Angaben des für Sport zuständigen Staatssekretärs Miguel Cardenal hatten sich die verfeindeten Gruppen per Whatsapp zu dem Treffen verabredet. Auch deswegen habe die Polizei im Vorfeld nichts von dem Vorhaben mitbekommen. Ohnehin hatten die Anhänger aus La Coruna alles daran gesetzt, unerkannt in die spanische Hauptstadt zu gelangen.

Die zwei Reisebussen seien in der von La Coruna rund 100 Kilometer entfernt liegenden Stadt Lugo angemietet worden, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Zudem habe es eine aus zwei Autos bestehende Vorhut gegeben, die vor eventuellen Polizeikontrollen warnen sollte. Die Nationale Anti-Gewalt-Kommission hatte das Spiel nicht als Risikospiel eingestuft. In diesem Fall wäre das Zehnfache an Polizeikräften eingesetzt worden. Die Kommission gab an, nichts von der Anreise der Randalierer gewusst zu haben.

Konsequenzen

Sowohl der spanische Ligaverband LFP als auch der Fußballverband RFEF hatten bereits am Sonntag die schweren Krawalle verurteilt. Auch die beiden Vereine reagierten schockiert auf die Krawalle. "Es ist widerlich, so etwas hat keinen Platz im Fußball", sagte Atléticos Vorstandschef Miguel Angel Gil Maria: "Ich hoffe, die Verantwortlichen werden identifiziert." La Coruna kündigte für das Training am Montagmorgen eine Schweigeminute der Spieler für die Hinterbliebenen des Opfers an.

Doch auch am Montag rissen die Vorfälle nicht ab. In Sevilla wurde der Sitz des örtlichen Atlético-Fanklubs mit Steinen beworfen, zahlreiche Fensterscheiben gingen dabei zu Bruch. Die Polizei nahm kurz darauf drei Verdächtige fest.

Regierung gegen Ultras

Die spanische Regierung nahm das gesamte organisierte Fantum ins Visier. Man wolle die "Ultras"-Gruppierungen aus den Stadien verbannen, sagte der Präsident der obersten Sportbehörde (CSD), Miguel Cardenal, beim Krisentreffen in Madrid.

"Wir wollen diese radikalen Elemente aus den Stadien, aber auch der Umgebung verbannen. Solche Aktionen haben sowohl innerhalb als auch außerhalb der Stadien nichts verloren", sagte Cardenal. Manche Clubs haben den Weg, gewaltbereite Gruppierungen aus den Stadien zu verbannen, bereits eingeschlagen. So etwa die Topclubs Real Madrid (Ultras Sur) und FC Barcelona (Boixos Nois).

Laut Cardenal werde man das Vorgehen gegen gewalttätige Fans am Donnerstag bei einem Treffen mit Vertretern der Liga (LFP) und des Verbandes (RFEF) besprechen und beschließen. (sid/APA/red 01.12.2014)