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Reproduktion eines Fotos von Alois Brunner aus dem Jahr 1985. Er soll ab den 1960er-Jahren in Syrien gelebt haben.

Foto: APA/Schneidemann

Wien - Das Simon-Wiesenthal-Center hat die Jagd nach einem der größten Verbrecher des Holocaust aufgegeben und streicht den SS-Hauptsturmführer Alois Brunner von seiner Liste. Österreich folgt diesem Schritt noch nicht. Auf Brunner ist weiterhin ein Kopfgeld ausgelobt. "Bis nicht sicher ist, dass er tot ist, bleibt er auf der Liste", hieß es auf STANDARD-Nachfrage aus dem Justizministerium.

Gemeint ist jene Liste, auf die Österreich erst im Jahr 2007 Brunner und den Lagerarzt Aribert Heim, auch "Dr. Tod" und "Schlächter von Mauthausen" genannt, gesetzt hatte. Je 50.000 Euro wurden für die Ergreifung der beiden ausgelobt – reichlich spät. Brunner wäre heute 102. Heim floh schon in den 1960er-Jahren nach Kairo und starb angeblich 1992. Er wäre mittlerweile 100, wurde aber 2012 von deutschen Behörden amtlich für tot erklärt.

Auslobung zu Lebzeiten

Das steht bei Brunner offenbar noch aus. Laut Informationen aus Geheimdienstkreisen, denen das Simon-Wiesenthal-Center Glauben schenkt, soll Brunner 2009 oder 2010 im Alter von 98 Jahren gestorben sein, ohne je für seine Verbrechen zur Rechenschaft gezogen worden zu sein. Wenn das stimmt, dürfte die Auslobung durch die österreichischen Behörden zumindest bei Brunner, der nach Syrien floh und dort vor rund 30 Jahren sogar Interviews gab, sogar noch zu Lebzeiten erfolgt sein.

Die Hinweise, die damals bei den Behörden eingingen, seien in Bezug auf Heim zahlreich und völlig unbrauchbar gewesen, hieß es aus dem Justizministerium: "Bei Brunner gab es aber nur wenige Hinweise, und die gingen alle in Richtung Syrien."

Auslieferungsantrag erfolglos

Brunner fühlte sich sehr sicher in Syrien. Zu Recht: Österreich beantragte seine Auslieferung, allerdings ohne Erfolg. Aufgrund der aktuellen Situation in Syrien sei es sehr schwierig, den Tod Brunners nun zu verifizieren, so das Ministerium. Brunner war einer von vielen Nazikriegsverbrechern, die bis ins hohe Alter unbehelligt blieben, obwohl sie während der NS-Zeit dafür verantwortlich waren, dass das Leben Hunderttausender gewaltsam und früh beendet wurde. (Colette M. Schmidt, DER STANDARD, 2.12.2014)