Frankfurt - Nach den Deutschland- und Europaflügen bestreiken die Piloten der Lufthansa seit Dienstagmorgen auch die Langstrecke und die Frachtflüge. Lufthansa hat nach eigenen Angaben bis einschließlich Mittwoch knapp 1.400 Flüge gestrichen. Betroffen sind rund 150.000 Passagiere. Von und nach Österreich fallen bis Dienstagabend insgesamt 36 Lufthansa-Verbindungen aus.

Die Piloten drohen der Airline noch während des laufenden Streiks mit neuen Arbeitsniederlegungen. "Es kann weitere Streiks geben, auch im nächsten Jahr", sagte Jörg Handwerg, Sprecher der Piloten-Gewerkschaft Vereinigung Cockpit, am Dienstag.

Die AUA ist vom Streik der Lufthansa-Piloten zwar nicht direkt betroffen, der Konzernmutter wird aber mit größeren Flugzeugen unter die Flügel gegriffen. In Summe biete die AUA während der Streikwelle 3.200 zusätzliche Sitzplätze an, sagte AUA-Sprecher Peter Thier am Dienstag.

Größere Maschinen

Für Dienstag seien auf 32 Rotationen größere Maschinen eingeplant worden, so Thier. Die Aufstockung betrifft vorwiegend die beiden Lufthansa-Drehkreuze Frankfurt und München. Frankfurt steuert die AUA heute fünfmal mit einem Airbus A321 an, der um 64 Sitzplätze größer ist als ein A320, der sonst auf dieser Strecke zum Einsatz kommt.

Auch auf zahlreichen anderen Verbindungen in Europa, darunter Bukarest, Barcelona, Kopenhagen und Berlin, hilft die AUA mit größeren Fliegern aus, damit die Lufthansa innerhalb des Konzerns umbuchen kann. Die Aufstockungen seien möglich, weil die AUA während der Wintersaison freie Kapazitäten habe, so Thier.

Neunte Runde

Die Piloten streiken in der mittlerweile neunten Runde. Vor allem an den Drehkreuzen München und Frankfurt fielen am Montag zunächst viele Zubringerflüge aus. Die Lufthansa hatte einen Ersatzflugplan in Kraft gesetzt. Flüge der Lufthansa-Tochter Germanwings sowie der Konzerngesellschaften Swiss, AUA und Brussels Airlines sind von dem Streik nicht betroffen.

Die Verhandlungen zwischen der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) und der Fluglinie waren in der Nacht auf Samstag erneut gescheitert. Derzeit gehen die Piloten im Durchschnitt mit knapp 59 Jahren in den allein von der Firma bezahlten Vorruhestand. Lufthansa will diesen Schnitt für Bestandspiloten schrittweise auf 61 Jahre erhöhen. Die VC stört sich vor allem daran, dass für neu eingestellte Piloten bisher keinerlei finanzielle Unterstützung zum Vorruhestand vorgesehen ist.

Kritik an Verhandlungsführung

Strittig sind zudem die Gehälter der Piloten und die künftige Billig-Strategie des neuen Konzernchefs, die aber nicht Gegenstand der Tarifverhandlungen ist. Das Konzept soll unter dem Titel "Wings" am Mittwoch vom Aufsichtsrat des Dax-Konzerns beschlossen werden.

Die Gewerkschaft Cockpit kritisierte unterdessen (VC) die Verhandlungsführung der Lufthansa im Tarifstreit. "Piloten sollen eingeschüchtert werden und Angst haben. Nach dem Motto: Sie bekommen das, was wir ihnen zugestehen, und nicht mehr", sagte Gewerkschafts-Vorstand Jörg Handwerg dem "Tagesspiegel". Auch die Piloten wollten "ihren Beitrag zur gedeihlichen Entwicklung der Lufthansa leisten", fügte Handwerg hinzu. Das gehe aber nicht, wenn der Vorstand gegen das Personal agiere und "Tarifstrukturen zerschlagen will". (APA/dpa, 2.12.1014)