Wien - Ein Verfahren, mit dem sich im übertragenen Sinn aus Stroh "Gold" spinnen lässt, hat der Chemiker Michael Schön in seiner Dissertation an der Technischen Universität (TU) Wien entwickelt. Mit seiner Methode kann aus Bio-Reststoffen wie Stroh ein vielseitiges Molekül gewonnen werden, das sich zur Verbesserung von Bio-Treibstoff oder der Erzeugung von Kunststoff eignet. Nun erhält Schön einen Preis dafür.

Mit dem von Schön am Institut für angewandte Synthesechemie entwickelten Verfahren lässt sich aus zellstoffhaltigen Ausgangsmaterialien wie Stroh das Molekül HMF (5-Hydroxymethylfurfural) herstellen. Dieses ist vielseitig verwendbar.

So lässt sich HMF zu Chemikalien weiterverarbeiten, mit denen man Biotreibstoffe verbessern kann. "Diese Biotreibstoffzusätze haben eine extrem hohe Oktanzahl von 119 oder sogar 131. Durch sie kann sogar schlechterer Biotreibstoff zu einer Mischung veredelt werden, mit der jeder Verbrennungsmotor problemlos zurechtkommt", erklärte Schön in einer Aussendung der Uni.

Umweltfreundliche Kunststoffe

Aus HMF kann man auch chemische Bausteine für das vergleichsweise umweltfreundliche Polymer PEF (Polyethylenfuranoat) erzeugen. Mit PEF könnte der erdöl-basierte Kunststoff PET (Polyethylenterephthalat) ersetzt werden. Die chemische Industrie habe sich deshalb von Anfang an "sehr für unser Projekt interessiert", so Schön. Nach Angaben der TU ist die Methode bereits im industriellen Maßstab einsetzbar.

Am Mittwoch wird Schön vom Rektorat der TU Wien mit dem Dr. Ernst Fehrer-Preis ausgezeichnet. Gestiftet wurde die Auszeichnung von Rosemarie Fehrer, der Witwe des oberösterreichischen Erfinders und Industriellen Ernst Fehrer (1919-2000). Der mit 8.000 Euro dotierte Preis wird jährlich für besondere technische Forschungsleistungen mit praktischer Anwendbarkeit vergeben. (APA/red, derStandard.at, 2. 12. 2014)