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South Stream auf Eis gelegt.

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Im Juni des aktuellen Jahres hat sich Kanzler Werner Faymann (re.) noch um eine Intensivierung der Kontakte zu Putin bemüht.

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20 Stunden nach der Ansage des russischen Präsidenten Wladimir Putin, den Deckel auf das South-Stream-Projekt einer Pipelineverbindung von Südrussland durchs Schwarze Meer bis Baumgarten nahe Wien zu setzen, war der österreichische Partner OMV noch immer nicht informiert.

"Es hat mit Gasprom noch keinen Kontakt betreffend der gestrigen Aussage gegeben", sagte OMV-Generaldirektor Gerhard Roiss am Dienstag in Bukarest. Er hielt sich anlässlich des Zehn-Jahr-Jubiläums der Übernahme von Rumäniens größtem Industrieunternehmen Petrom in Rumäniens Hauptstadt auf.

Auch die italienische Eni, die BASF-Tochter Wintershall und die französische EdF, die engsten Partner von Gasprom im South-Stream-Konsortium zum Bau des Unterwasserstrangs auf dem Grund des Schwarzen Meeres wurden allem Anschein nach nicht vorab informiert. Wie es weitergehen soll, ist offen. Beobachter glauben nicht, dass das auf Eis gelegte Projekt so rasch wieder aufgetaut wird, zumindest so lange nicht, solange die Spannungen mit der Ukraine anhalten.

OMV-Chef Roiss versuchte dennoch, die Bedeutung von South Stream für Österreichs Mineralölkonzern herunterzuspielen. "Wir hätten 50 Millionen Euro pro Jahr investiert in den knapp 50 Kilometer langen Ast von Baumgarten zur ungarischen Grenze, in drei Jahren rund 100 Millionen. Was wir im Schwarzen Meer investieren, ist viel, viel mehr: zusammen mit Exxon rund eine Milliarde Dollar allein in die Suche, da sind noch keine Förderkosten dabei. Das zeigt die Wertigkeit", sagte Roiss.

"Ich weiß, dass Gas wichtig ist und dass Pipelines für den Transport wichtig sind. Welchen Namen die Pipeline trägt, ist nicht wichtig," schloss der OMV-Chef, der erst im Frühjahr eine Absichtserklärung zum Bau des knapp 50 Kilometer langen Schlussstücks der Pipeline von der Staatsgrenze bis zum Gashub Baumgarten gemeinsam mit Gasprom-Chef Alexei Miller in Wien unterschreiben hat, den Bau einer Gasröhre in Zukunft nicht aus.

Andere Partnerschaften

Sollte das Gasprom-Projekt nicht wieder auferstehen, könnte die OMV in Partnerschaft mit anderen Unternehmen eine Leitung bauen, meinen Beobachter, zumal um das Jahr 2020/21 erstes Gas aus dem Neptun-Block im Schwarzen Meer produziert werden wird. Die Investitionsentscheidung wird zwar erst in etwa drei Jahren ab jetzt fallen, wenn genügend gesicherte Daten über die Werthaltigkeit des Schwarzmeer-Gases zur Verfügung stehen.

Die ersten Bohrungen, die OMV über ihre Rumänientochter Petrom zusammen mit dem Hälftepartner Exxon aus den USA gesetzt hat, sind jedenfalls vielversprechend. Wenn das Volumen, wie von der OMV erhofft, sehr groß ist, wird es wohl nicht nur in Rumänien selbst und den Nachbarländern vermarktet, sondern nach Zentral- und Westeuropa geschleust werden. Jedenfalls seien noch "mehrere Milliarden Euro" an Investitionen notwendig, um das Gas zu fördern, sagte Mariana Gheorghe, die Chefin von OMV Petrom.

Roiss gab zu bedenken, dass die Rahmenbedingungen für den Bau von Pipelines in Europa derzeit nicht die attraktivsten seien. Im Juni erst hatte sich Bulgarien, durch das die South-Stream-Leitung gegangen wäre, auf Geheiß von Brüssel quergelegt. Russland bestand darauf, die Pipeline nicht zu bauen, zu befüllen, und zu betreiben. Das widerspricht aber dem Energie-Binnenmarktpaket, das eine Trennung zwischen Lieferant und Betreiber vorsieht. (Günther Strobl aus Bukarest, DER STANDARD, 3.12.2014)