Nicht fettig, aber samtig und vor allem duftend: Das macht gute Handcremen aus.

Illustration: Dennis Eriksson

Geschenke aus der großen weiten Welt der Kosmetik wollen gut überlegt sein. Ein Mann, der seiner Frau eine Anti-Aging-Creme schenkt? Geht gar nicht. Ein Sohn, der seiner Mutter zu Weihnachten einen rosa Lippenstift überreicht? Lieb, aber wird nie verwendet. Oder eine Tochter, die der Mutter ein Parfum schenkt? Schwierig, wenn die es dann nicht mag.

Doch es gibt eine Gruppe von Kosmetika, die vollkommen unverfänglich ist: Handcremen. Jeder braucht sie, keiner leistet sie sich, und das, obwohl die Hände 365 Tage im Jahr dem UV-Licht ausgesetzt sind. Und nicht nur das: Händewaschen, Geschirr abwaschen, andere Reinigungsmittel: Wen wundert es, wenn eines Tages dunkle Flecken auf den Handrücken auftauchen und nie wieder weggehen.

Die traurige Nachricht: Selbst die Schönheitschirurgie hat wenig Technologie, um die Alterserscheinungen an den Händen in den Griff zu bekommen. Hautliften geht nicht, Unterspritzungen auch nicht, deshalb ist regelmäßige Handpflege die einzige Möglichkeit. Denn: Hände sind wie Visitenkarten eines Menschen. Selbst Madonnas Schönheitschirurgen sind ihren sehnigen Händen gegenüber machtlos. Dass Hände behandelt werden wollen, entdecken gerade auch die Friseure, die zum Überbrücken von Wartezeiten beim Haarefärben allerlei Handmassagen anbieten.

Neue Rituale

Durchaus vorweihnachtlich. Beim Wiener Friseur Ossig spielt eine Kerze die Hauptrolle. Wenn Kosmetikerin Zuzanna Rubner dort warmes Wachs über den Handrücken der Kundinnen gießt, ist das schon irgendwie ein Wow-Effekt. "Es ist Pflegeöl, das nach dem Handpeeling besonders gut in die Haut eindringt", erklärt sie, während sie die Hände in Handtücher packt. Nach einem Friseurbesuch bei Ossig sitzt dann nicht nur die Frisur, sondern auch die Hände sind wunderbar weich.

Wer sich der Handbehandlung lieber im Do-it-yourself-Modus nähert, hat viele Optionen. Nostalgikerinnen könnten es mit Atrix oder aber auch Nivea versuchen, die marketingtechnisch gerade eine Renaissance erleben. Wer sich mit norwegischen Fischern auf Augenhöhe sehen will, schmiert sich mit Neutrogena ein. Doch mittlerweile hat auch der Luxus in das Segment der Handcremen Einzug gehalten: Die Haarpflegemarke Aveda hat ganz neu ein Handserum im Programm.

Was viele Frauen nicht wissen: Sogar Männer cremen sich gerne ihre Hände ein, wenn die Tuben irgendwie auch männlich designt sind - zum Beispiel von Aesop oder von der australischen Naturkosmetikmarke Grown Alchemist.

Hand aufpolstern

Noch einen Vorteil haben Handcremen: Es gibt sie in sämtlichen Preisklassen. Recht spektakulär ist der Hand-Filler von Filorga, ein Produkt, das in tiefschwarzen Handschuhen kommt - und zwar 15 Anwendungen lang. Dann sollten die Hände aufgepolstert und Pigmentflecke verschwunden sein. Also ausprobieren und mit schwarzen Handschuhen schlafen: Nur das bringt den Beweis.

Beim Friseur Sven König in der Wiener Hegelgasse zieht man Handpflege über professionelle Maniküre auf. Andreas Zupancic ist dort für die Hände zuständig und verwendet Spezialprodukte von Nagellackspezialistin Essie Weinberg, die brandneu auch Behandlungen mit Handpeelings und -cremen entwickelt hat. Zupancic ist vor allem von Essies Gel-Lack überzeugt. Sieht aus wie normaler Nagellack, splittert aber garantiert sogar beim Abwaschen nicht. "Im Gegensatz zu Schellack, den es schon länger gibt, trocknet Gel-Lack die Nägel nicht aus", sagt er und hat eine neue Stammklientel, die alle drei Wochen zum Gel-Lack vorbeikommt. Zupancic lackiert insgesamt viermal, nach jedem Durchgang müssen die Hände in ein Gerät, das wie ein kleiner Backofen aussieht. Das Licht härtet den Lack.

Also: drei Wochen makelloser Lack oder verjüngende Streicheleinheiten? Diese Entscheidung ist echter Luxus, denn beides ist schönheitstechnisch eher Kür als Pflicht. Ob Gutscheine ein gutes Weihnachtsgeschenk sind, ist Ansichtssache - aber unverfänglicher als Anti-Aging-Produkte. (Karin Pollack, Rondo, DER STANDARD, 5.12.2014)