Das Format des "Erratums", in dem eigene Fehler eingestanden und ausgebessert werden, steht jeder Zeitung gut an. Was jedoch kürzlich mit Bitte um Korrektur auf dem Schreibtisch des Leserbeauftragten des britischen Guardian landete, ist wirklich außergewöhnlich. Was tut man, wenn da einer sehr höflich schreibt: "Allow me to raise my displeasure at a Guardian obituary about my father, Idi Amin." (Erlauben Sie mir, mein Missvergnügen über einen Nachruf auf meinen Vater, Idi Amin, im Guardian auszudrücken.)

Der Nachruf erschien im Sommer vor elf Jahren, der ugandische Diktator starb am 16. August 2003. Sein Sohn Hussein Amin - der Guardian prüfte nach, ob er "echt" ist - stellte in seinem späten Leserbrief einige Details richtig, zum Beispiel Geburtsort und -Jahr Idi Amins.

Wenn ein Sohn den offiziellen Biografen widerspricht, muss man ihm wohl den Vortritt lassen. Aber Hussein Amin wollte auch noch eine andere Korrektur: Die Anzahl der Toten, für die Idi Amin verantwortlich sei, würde von Experten nicht zwischen 80.000 und 300.000 beziffert, sondern nur zwischen 30.000 und 80.000, stellte er klar.

Der Guardian bringt das seiner Leserschaft zur Kenntnis, respektvoll dem Sohn gegenüber, hart in der Sache. Hussein Amin schreibt, er wolle sich ins ugandische Parlament wählen lassen. Ob der familiäre Rucksack nun leichter geworden ist? (Gudrun Harrer, DER STANDARD, 3.12.2014)