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22. März 2014, Holmenkollen ob Oslo - im vorletzten Weltcuprennen besorgt Simon Eder vor allem sich selbst, aber auch dem österreichischen Skiverband den einzigen individuellen Herrensieg einer insgesamt recht gelungenen Olympiasaison.

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Chefcoach Reinhard Gösweiner ist zurück.

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Östersund/Wien - Es nimmt gar nicht wunder, dass Reinhard Gösweiner (42), der Cheftrainer der Biathleten, hofft, seine Athleten mögen beim Einzelauftakt am Mittwoch an die Leistungen der vergangenen Saison anknüpfen. Das muss nämlich gar nicht heißen, dass der Oberösterreicher ein Bewunderer der Arbeit seines Vorgängers Remo Krug ist. Vielmehr gewann Simon Eder am 22. März auf dem Holmenkollen ob Oslo die Verfolgung, tags darauf belegte Dominik Landertinger zum Saisonausklang Rang zwei im Massenstart, geschlagen nur vom französischen Weltcupgesamtsieger Martin Fourcade.

Personalrochade

Gösweiners Wiederbestellung - vor Krug und seit 2008 war er selbst Herrencoach gewesen - war mit der Notwendigkeit argumentiert worden, im Hinblick auf die Heim-WM 2017 in Hochfilzen die Mannschaft zu verjüngen. Glasklare Argumente gegen den Deutschen Krug, der inzwischen wieder als Stützpunkttrainer in Ruhpolding wirkt, gab es nicht. Die Erfolge des 51-Jährigen, dem da und dort gewisse Kommunikationsdefizite nachgesagt wurden, konnten sich zumal in seinem zweiten Amtsjahr sehen lassen - etwa die Olympiamedaillen in Sotschi (Silber im Sprint durch Dominik Landertinger und Bronze für die Staffel).

Für Gösweiner sprach seine Tätigkeit als Nachwuchschef und, in den Worten von Sportdirektor Markus Gandler, seine Qualität als "Teamplayer, der auf gute Kommunikation innerhalb des Betreuerteams großen Wert legt" .

Gerade aber Wickel in diesem Bereich hatten auch zu Krugs Verpflichtung geführt. Davor waren im Biathlon-Herrenteam nämlich zwei Trainingsgruppen zugange - hier Gösweiner mit Landertinger, dem inzwischen zurückgetretenen Christoph Sumann, Daniel Mesotitsch und Fritz Pinter, dort Alfred Eder mit seinem Sohn Simon und den Eberhard-Brüdern Tobias und Julian.

Eder auf eigenen Pfaden

Zwar trainiert Eder senior inzwischen die weißrussischen Frauen um Tripel-Olympiasiegerin Darja Domratschewa, der Junior ist aber dennoch weiter auf dessen und also eigenen Pfaden, wenn auch nicht immer abseits der Mannschaft unterwegs. "Erfolgreiche Athleten können ihren Weg gehen" , sagt Sportdirektor Gandler. Man müsse da Individualität zugestehen, zumal Eder durch sein Wirken am Schießstand ohnehin ein Kapitel für sich wäre.

Der 31-Jährige, der immer noch als einer der schnellsten Schützen im Zirkus gilt, hätte nichts gegen eine weitere Zusammenarbeit mit Krug gehabt. Die Rückkehr von Gösweiner sei ihm aber auch recht, "wir sind ja keine kleinen Kinder mehr".

Aufschwung bei den Frauen

Eders Trainingspläne werden von seiner Cousine Sandra Flunger mitgestaltet. Die 32-Jährige, selbst einige Jahre aktiv und Leiterin des Biathlon-Schwerpunkts am Skigymnasium Saalfelden, ist mit Coach Walter Hörl für den atemberaubenden Aufschwung verantwortlich, den Österreichs Biathletinnen in der vergangenen Saison nahmen.

Spartenchef Gandler erwartet jetzt nicht unbedingt wieder einen Weltcupsieg, wie er Katharina Innerhofer sensationell im Sprint zu Pokljuka gelungen war, aber doch Spitzenplätze durch die 23-jährige Salzburgerin und die Herausbildung einer konkurrenzfähigen Staffel für Hochfilzen 2017. Ein wichtiger Schritt war, dass Innerhofer dem ÖSV bei den Damen einen dritten fixen Weltcupstartplatz besorgte. Da anzuknüpfen, erhofft sich Gösweiner. (Sigi Lützow, DER STANDARD, 3.12.2014)