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Die zehn Jahre alte Sammelklage um den iPad wird nun verhandelt.

Foto: AP Photo/Paul Sakuma

Der verstorbene Apple-Gründer Steve Jobs revolutionierte einst mit seinem iPod die Musikwelt. Aber hat der Computervisionär gegen das Kartellrecht verstoßen und die Verbraucher geschädigt, indem Updates für den iPod so gestaltet wurden, dass Kunden Lieder von anderen Musik-Plattformen nicht herunterladen konnten? Diese Frage wird aktuell vor einem US-Gericht verhandelt.

Hohe Schadenssumme

In einer bereits rund zehn Jahre währenden Sammelklage fordern betroffene Verbraucher und Unternehmen von Apple rund 350 Millionen US-Dollar Schadensersatz. Beide Klägergruppen argumentieren, sie mussten für ihre iPods zu viel bezahlen. Die Schadensersatzsumme könnte unter geltendem Kartellrecht noch verdreifacht werden.

Der Prozess begann am gestrigen Dienstag im kalifornischen Oakland vor US-Bezirksrichterin Yvonne Gonzalez Rogers und einer achtköpfigen Jury. Die Klägeranwälte argumentieren, dass Apple Software-Updates herausgab, die die Konkurrenz daran hinderte, ihre Produkte kompatibel mit dem iPod zu vermarkten. "Wir werden Beweise vorlegen, die zeigen, dass diese Software-Updates keine authentischen Updates waren", kündigte Bonny Sweeney, die Chef-Rechtsberaterin der Klägerseite an. "Apple implementierte diese Änderungen ausschließlich zu dem Zweck, die Konkurrenz auszuschalten."

Ebenso wie in zwei weiteren Sammelklagen wollen die Apple-Gegner aus E-Mails von Jobs zitieren, die darlegen sollen, wie fixiert er auf Wettbewerber war und versuchte, Apple vor unliebsamer Konkurrenz zu schützen. Vor Gericht soll auch eine auf Video aufgezeichnete eidesstattliche Erklärung des im Oktober 2011 verstorbenen Jobs’ vorgeführt werden.

E-Mail von Steve Jobs

In einer E-Mail aus dem Jahr 2004 schlug Jobs Apple-Managern vor, eine vernichtende Pressemitteilung über einen Konkurrenten zu verfassen. "Wir sind verblüfft darüber, dass sich RealNetworks die Taktiken und die Moral eines Hacker angeeignet hat, um den iPod zu knacken", war in der Mitteilung zu lesen.

Apple wollte sich nicht dazu äußern. Aber das Unternehmen argumentierte vor Gericht, dass die Software-Updates aus den Jahren 2006 und 2007 für iTunes bedeutsame Verbesserungen enthielten, die den Verbrauchern einen Nutzen einbrachten. Apples Verteidigung dreht sich vor allem auch um das Argument, mit den modifizierten iTunes Produktpiraterie verhindert zu haben. "Jemand bricht in unser Haus ein", beschrieb Jobs den Musikklau laut einer E-Mail von Software-Chef Eddy Cue.

In seiner aufgezeichneten eidesstattlichen Erklärung vom April 2011 erklärte Jobs: "Es gibt viele Hacker, die in iTunes einbrechen wollen, und wir hatten davor Angst." Diese Woche dürfte neben Cue auch noch Marketing-Chef Phil Schiller vor Gericht aussagen.

Die aktuelle Sammelklage ging bereits im Januar 2005 ein. Der Prozess folgt auf mehrere schon gefällte Urteile und betrifft iPods, die auch später noch verkauft wurden, als die Geräte bereits nicht mehr als neuester Schrei galten. Das Verfahren ist zunächst einmal auf zwei Wochen angesetzt. (Jeff Elder/wsj.de/derStandard.at, 3.12.2014)