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Die Anführer der "Occupy Central" Bewegung stellten sich der Polizei. Allerdings nicht ohne zuvor noch einen Protestsong zu singen.

Foto: REUTERS/Bobby Yip

Hongkong - Die drei Gründer der Demokratiebewegung in Hongkong haben sich am Mittwoch symbolisch der Polizei gestellt. Begleitet wurde das Trio auf seinem Weg zur Polizeiwache im Zentrum der chinesischen Sonderverwaltungszone von dutzenden Unterstützern. Diese hielten das Markenzeichen der Protestbewegung, gelbe Regenschirme, in die Höhe und forderten in Sprechchören "Mehr Demokratie - ohne Furcht".

Benny Tai, Chan Kin-man und Chu Yiu-ming verließen die Polizeiwache nach kurzer Zeit wieder. Sie seien nicht festgenommen worden, obwohl sie ihre "Beteiligung an einer unerlaubten Versammlung" zugegeben hätten, hieß es.

Spätere Strafverfolgung nicht ausgeschlossen

Tai sagte, er und seine Mitstreiter hätten ohne Einschränkung ihrer Freiheit gehen können. Allerdings sei eine spätere Festnahme oder Strafverfolgung nicht ausgeschlossen. Weitere Mitglieder der Demokratiebewegung, die sich aus Solidarität ebenfalls stellen wollten, stellten sich vor der Polizeiwache an. Zu ihnen gehörte auch der 82-jährige Kardinal und frühere Hongkonger Bischof Joseph Zen. Er ist ein bekannter Kritiker der Volksrepublik China.

Das Trio hatte die Protestbewegung Occupy Central Anfang 2013 gegründet, um politische Reformen in der chinesischen Sonderverwaltungszone einzufordern. Zuletzt verloren die drei Aktivisten aber zunehmend an Einfluss gegenüber radikaleren Studenten. Aus deren Reihen kam scharfe Kritik, als Tai am Dienstag den Gang zur Polizei ankündigte und alle regierungskritischen Demonstranten zum Rückzug aufforderte. Bei den wochenlangen Straßenblockaden und Protestaktionen hatte es immer wieder Zusammenstöße mit der Polizei gegeben.

Eskalation am Montag

Am Montag waren die seit Wochen andauernden Proteste wieder eskaliert. Um die teilweise Blockade der Innenstadt aufzulösen, war die Polizei mit Schlagstöcken und Pfefferspray gegen Demonstranten vorgegangen. Zahlreiche Menschen wurden verletzt. Hongkongs Verwaltungschef Leung Chun-ying warnte die demonstrierenden Studenten davor, zu den Barrikaden zurückzukehren, und kündigte ein "entschlossenes Handeln" der Polizei an. Daraufhin hatten die Occupy-Gründer ihre Anhänger aufgerufen, sich von den blockierten Straßen zurückzuziehen.

Am Dienstag hatte dagegen Studentenführer Joshua Wong angekündigt, in einen Hungerstreik zu treten, um der Forderung nach einer Reform des Wahlrechts Nachdruck zu verleihen. Die Demonstranten verlangen unter anderem den Rücktritt von Verwaltungschef Leung.

Kernforderungen der Regenschirm-Bewegung sind zudem freie Wahlen und mehr Demokratie. Zwar will die chinesische Zentralregierung den Bürgern der früheren britischen Kronkolonie 2017 erstmals erlauben, ihren Verwaltungschef zu wählen. Allerdings behält sich Peking das Recht vor, die Kandidaten im Voraus auszuwählen. Wiederholte Verhandlungen mit der Führung in Hongkong brachten kein Ergebnis - und auch die Zentralregierung in Peking scheint zu keinen Kompromissen bereit. (APA, 3.12.2014)