Brüssel - Die internationale Allianz gegen die Jihadistenorganisation Islamischer Staat (IS) hält den Vormarsch der Miliz im Irak und Syrien für nahezu gestoppt. "Truppen des Irak und der kurdischen Regionalregierung gewinnen nun mit Unterstützung von Luftangriffen der Koalition Gebiete zurück", erklärte die Gruppe aus rund 60 Staaten am Mittwoch in Brüssel.

Die syrische Regierung bezeichnete die Luftangriffe der US-geführten Koalition hingegen als nahezu wirkungslos.

"Langfristige Strategie"

Vertreter der 59 Bündnisstaaten und der EU waren im Brüsseler NATO-Hauptquartier erstmals zu Gesprächen über ihre "langfristige Strategie" zusammengekommen. Das Treffen auf Einladung von US-Außenminister John Kerry fand auf Ministerebene statt und mündete in einer Schlusserklärung, derzufolge der IS-Vormarsch dabei sei, von den Verbündeten "gestoppt zu werden". Es müsse aber auch die Unterstützung der Extremisten durch ausländische Kämpfer gestoppt und ihr Finanzierungssystem untergraben werden.

Um den IS zu besiegen, bedarf es laut Kerry höchstwahrscheinlich noch mehrerer Jahre. Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sagte, drei Monate nach ihrer Bildung sei die Koalition "natürlich weit davon entfernt, IS besiegt zu haben". Immerhin sei es aber gelungen, den Vormarsch der Jihadisten "zu verlangsamen, überwiegend sogar zu stoppen". Frankreichs Präsident François Hollande kündigte in Paris noch mehr Unterstützung für den Irak an.

Syriens Machthaber Bashar al-Assad sagte in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview des französischen Magazins "Paris-Match", selbst Monate nach Beginn der US-geführten Luftangriffe gebe es "keine wirklichen Ergebnisse". Für echte Fortschritte sei es "unerlässlich", zusätzlich zu den Luftangriffen eine Bodenoffensive zu führen.

Parallel zur militärischen Strategie hat sich die Allianz laut ihrer Schlusserklärung zum Ziel gesetzt, "die wahre Natur" des IS bloßzustellen und ihn "ideologisch zu delegitimieren". Steinmeier appellierte vor allem an die muslimischen Staaten, diese müssten klarstellen, dass die IS-Kämpfer, die "brandschatzend und mordend" durch Städte und Dörfer zögen, nicht im Namen des Islam handelten.

Der Iran gehört der Koalition nicht an, soll nach unbestätigten Berichten aber ebenfalls Luftangriffe gegen die Jihadisten im Irak geflogen haben. Wenn der Iran tatsächlich konkret gegen den IS vorgehe, "wäre das unter dem Strich positiv", sagte Kerry in Brüssel.

Das US-Verteidigungsministerium hatte am Dienstag erklärt, es habe Hinweise auf Angriffe iranischer Kampfjets auf IS-Stellungen. Bilder des arabischen Nachrichtensenders Al Jazeera von Bombardements in der irakischen Grenzprovinz Dijala schienen diese Angaben zu stützen. Der Iran hat dem Irak auch mehrere Kampfflugzeuge zur Verfügung gestellt, die unbestätigten Berichten zufolge von iranischen Piloten gesteuert werden.

Eine iranische Außenamtssprecherin sagte, sie könne "eine militärische Kooperation (mit dem Irak)" nicht bestätigen. Es habe "keine Änderung" in der iranischen Politik gegeben, Bagdad im Kampf gegen die IS-Miliz zu unterstützen. Der Iran unterstützt die irakische Armee sowie schiitische und kurdische Milizen seit langem mit Waffen und Ausbildern.

(APA, 3.12.2014)