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Michael Pink als punkiger Richard III (links) instruiert das dick- und doofe Duo Michael Niavarani als Schuster William Forrest (Mitte) und Bernhard Murg als Koch Frederic Dighton.

foto: APA/HERBERT PFARRHOFER

Wien - Sogar die Burgtheaterdirektorin war gekommen, um zu sehen, wie Shakespeares Tragödie Richard III. als Komödie denn so klingt. Weil, ja, einigermaßen gewagt von Michael Niavarani, das sprachbrillante Königsdrama um Richard III (Michael Pink als vergnügliche Mixtur aus Glöckner von Notre-Dame, Krampus, Lederpunk und Sehnsuchtsbubi) in eine mitunter ganz schön derbe Komödie rund um den Schuster William Forrest (Michael Niavarani) und den Koch Frederic Dighton (Bernhard Murg) umzudichten.

Die Sprache der hohen Dam- und Herrschaften ist nämlich nur verständlich, "wenn man ang'soffen is'." Das mit der Verständlichkeit trifft prompt auch auf einige Bühnenfiguren zu, vor allem in den höheren und lauteren Tonlagen; da versteht man im Publikum nicht viel - außer schrill.

Aber der Abend lebt sowieso mehr vom Spaß an der Freud; von der hemmungslosen Outrage und der Wuchteldichte bis ans "finale Fäkale" (wobei Regisseurin Vicki Schubert nach der Pause ein wenig Tempo rausnimmt). Niavaranis Pointen sitzen (manchmal auch tief), er und Murg geben ein herrlich dick und doofes Duo. Ohne Genierer und Respekt machen sie sich lustig über feinere Lebens- und gebildetere Redensart. Apropos Bildung: Latein wäre eine Option, "wenn's so viele Tote gibt, wär's nicht schlecht, wenn man eine tote Sprache spricht." Und als der eine den Herzog ehrfürchtig mit "Allerwertester" tituliert, schimpft der andere: "Jetzt hast Oasch zu eahm gsagt."

Manchmal tönt es eher nach Pradler Ritterspielen als nach Shakespeare im Globe Theater, das der Produzent Georg Hoanzl und Michael Niavarani in die Marx-Halle gebaut haben. Dort läuft das (enthusiastisch und mitunter im Gemeinschaftstakt akklamierte) Spektakel bis weit ins nächste Frühjahr, gänzlich ohne Subventionen - das klingt dann endgültig nicht nach Hochkultur. Nicht nur gute Unterhaltung, auch der finanzielle Wagemut verdient Applaus. (asch, DER STANDARD, 4.12.2014)