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Sollen als Regierungsmitglieder drastische Reformen durchziehen: die US-Amerikanerin Natalia Jaresko (Finanzen), ...


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...der Litauer Aivaras Abromavicius (Wirtschaft)...

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...und der Georgier Aleksander Kwitaschwili während der Abstimmung im Parlament in Kiew.

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"Ich halte es für eine absolut gute Idee, die vielen Erfahrungen von Ausländern zu nutzen, auch in unserer Regierung", sagte Präsident Petro Poroschenko am Dienstag vor der Abstimmung über die neue Regierung unter Premier Arseni Jazenjuk. Das Parlament stimmte mit 288 von 339 anwesenden Abgeordneten für das Kabinett der prowestlichen Koalition aus fünf Parteien. Die Opposition kritisierte die Ernennung von Ausländern zu Ministern scharf.

Prominentestes ausländisches Regierungsmitglied ist die US-Amerikanerin Natalia Jaresko (49). Ihre Eltern, ukrainische Einwanderer, leben bis heute in Chicago. Jaresko studierte an der Elite-Universität Harvard Verwaltungsrecht und war Anfang der 1990er-Jahre im US-Außenministerium beschäftigt, später wechselte sie zum Internationalen Währungsfonds, wo sie Programme für die GUS-Staaten betreute.

Als nach der Orangen Revolution der prowestliche Präsident Wiktor Juschtschenko an die Macht kam, holte er Jaresko Anfang 2005 als Beraterin für Wirtschafts- und Währungsfragen nach Kiew. Die Mutter zweier Kinder gründete den ersten Private-Equity-Fonds der Ukraine. Horizont Capital gilt heute als einer der größten seiner Art auf dem gesamten Gebiet der Ex-Sowjetunion.

"Kampf gegen Korruption"

Nach ihrer Wahl sagte Jaresko, sie werde bereits am 20. Dezember das Budget 2015 präsentieren. Hauptaufgaben seien "die Bekämpfung der Korruption und ein generalüberholtes Steuersystem, das deutlich höhere Haushaltseinnahmen garantiert".

Vor ähnlich großen Aufgaben steht der neue Gesundheitsminister Aleksander Kwitaschwili (44). Der Georgier hat in den USA studiert, war 2008-2010 Minister für Arbeit, Soziales und Gesundheit in der Regierung des damaligen georgischen Präsidenten Michail Saakaschwili und zuletzt Professor an der Staatlichen Universität in Tiflis.

Das Gesundheitssystem der Ukraine erinnert in vielem an Sowjetzeiten aus der UdSSR, zudem ist es von Korruption durchzogen. Eigentlich ist die Gesundheitsversorgung kostenlos, doch das Recht existiert nur auf dem Papier. Es gibt kaum einen Arzt oder eine Krankenschwester in den staatlichen Gesundheitseinrichtungen, die keine Bestechungsgelder nehmen. So ist es an der Tagesordnung, dass ein Arzt einen Patienten erst untersucht, nachdem der einen Umschlag mit US-Dollar- oder Euroscheinen überreicht hat.

Das Wirtschaftsministerium wird von dem Litauer Aivaras Abromavicius (39) geführt. Auch er hat in den USA studiert und zuletzt die ukrainische Niederlassung der Stockholmer Investmentfirma East Capital geleitet. Bevor er im Jahr 2000 nach Kiew kam, war er bei der Hansabank in Estland beschäftigt.

Poroschenko und Jazenjuk hatten ihren Landsleuten zuletzt immer wieder gesagt, dass die Ukraine ohne fundamentalen Kurswechsel weder die Modernisierung schaffen werde, noch sich der Lebensstandard verbessern könne. "Reformen, die unsere Nachbarn in Polen und im Baltikum bereits vor fast 20 Jahren begonnen haben, fangen bei uns jetzt erst an", sagte der Präsident vor dem Parlament. (Nina Jeglinski aus Kiew, DER STANDARD, 4.12.2014)