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Daniela Iraschko-Stolz springt seit bald 13 Jahren auf für Frauen höchstmöglichem Wettkampfniveau. Das oft vergebliche Ringen um volle Gleichberechtigung hat sie müde gemacht. "Es bringt mir nichts, wenn ich mich ärgere. Ich werde keine Chance haben, es zu ändern."

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Renndirektor Walter Hofer beklagt den Mixed-Verlust.

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Lillehammer/Wien - 14 Weltcupkonkurrenzen auf acht Schanzen in sechs Ländern, dazu noch zwei Bewerbe bei den nordischen Weltmeisterschaften in Falun - man könnte das Programm der Skispringerinnen knackig nennen. Dürftig ist allerdings zutreffender, liegen doch zwischen dem ersten Springen am Freitag in Lillehammer und dem letzten am 13. März 2015 am Holmenkollen zu Oslo 14 Wochen. Nicht wenige davon ohne Wettkampf. Den Herren bieten sich innert 17 Wochen 37 Absprungmöglichkeiten im Weltcup sowie vier bei der WM.

In der Vorsaison, der olympischen, gab es für die Damen exklusive des Premierenspringens in Sotschi 21 Konkurrenzen auf höchstem Niveau. "Da haben wir so eine lässige Saison gehabt, so spannende Wettkämpfe", sagte Daniela Iraschko-Stolz der Austria Presse Agentur (APA). Die Olympia-Zweite, mit 31 Jahren die Doyenne des Skisprungs, findet es vor allem "echt zum Verzweifeln", dass die vierte Weltcupsaison der Damen beginnt und "dann schon wieder aufhört". Nach Lillehammer sind sechs Wochen Pause, ehe es quasi zum Restart nach Japan geht.

"Gewisses Chaos"

Der im österreichischen Skiverband (ÖSV) zuständige Sportdirektor Ernst Vettori ist "nicht glücklich" mit dem Wettkampfschwund, auch wenn für die Damen eine Programmdichte wie bei den Herren nicht erstrebenswert sei. "Man kann schon sagen, dass es in der Planung ein gewisses Chaos gab." Vettori bedauert, dass einige Nationen keine Konkurrenzen für Damen veranstalten, nennt Italien und Frankreich. "Wenn alle wie Österreich ihren Teil beitragen, gäbe es dieses Problem nicht", sagt der 50-Jährige, verweist also auf Hinzenbach. Die Springerinnen sind am letzten Jännerwochenende für zwei Bewerbe auf der schmucken Anlage in Oberösterreich zu Gast.

Hinzenbach ist auch einer jener Orte, die den Damen in dieser Saison vorbehalten bleiben. Für Damen und Herren gleichzeitig veranstalten neben Falun nur Lillehammer und Oslo, wenn auch die Olympia-Gastgeber von 1994 den Mixedbewerb zugunsten eines weiteren Herrenspringens aus dem Programm genommen haben. Damit gibt es in dieser Saison nur ein gemeinsames Bemühen, nämlich um Medaillen bei der WM.

Frauen springen günstiger

Die Vermarktung der Weltcupspringen obliegt den Veranstaltern, weshalb der internationale Verband (FIS) in Person von Renndirektor Walter Hofer nur beschränkt wirken kann. Dass Lillehammer kein Mixed mehr austrägt, bedauert der 59-jährige Kärntner, die Gesamtsituation hält er aber nicht für bedenklich. Ein Problem sei, dass die Zahl der Athletinnen für parallel stattfindende Welt- und Kontinentalcups nicht groß genug sei. Allerdings gibt es in der zweiten Leistungsstufe nur vier Konkurrenzen für Damen, zwei in der von Iraschko-Stolz so beklagten Pause vor Weihnachten in Notodden, Norwegen.

Auch Hofer hätte sich mehr Weltcupveranstalter erwartet, zumal die Damen schon wegen des Preisgeldes deutlich günstiger springen. Pro Konkurrenz sind für sie nur mindestens 17.890 Schweizer Franken (14.860 Euro) auszuschütten, bei den Herren sind es 71.800 (49.650). Und Hofer beklagt, "dass wir aus den USA und Kanada seit zehn Jahren keine Wettkampfangebote für die Mädchen bekommen". Dabei rangen zum Beispiel die Kanadierinnen besonders couragiert um die volle Anerkennung.

Auch Iraschko-Stolz hat Zeit ihrer Karriere um Gleichstellung in allen Bereichen gekämpft. Inzwischen ist es die Eisenerzerin leid: "Ich akzeptiere es einfach nur noch die letzten Jahre und ärgere mich nicht mehr." (Sigi Lützow, DER STANDARD, 4.12.2014)