Haben sie oder haben sie nicht? Auf die Aussage des Pentagon-Sprechers, dass nach US-Ansicht der Iran im Irak Luftangriffe gegen den "Islamischen Staat" geflogen habe, übte sich dessen Kollegin im iranischen Außenamt mit blumigen Umschreibungen: Es habe sich nichts an der iranischen Politik, dem Irak Unterstützung und Know-how bei der Bekämpfung der IS zu bieten, geändert. Eine militärische Kooperation werde nicht bestätigt.
Derweilen blickt Ghassem Soleimani, der Kommandant der iranischen Al-Quds-Einheiten, für die Amerikaner ein "Terrorist", versonnen vom aktuellen Newsweek-Cover. Er zeigt sich gerne im Irak im Kreise kurdischer und schiitischer Kämpfer, die ihn als Retter der turkmenischen Schiiten von Amerli feiern. Auch für die "Operation Ashura", bei der die IS aus dem strategisch wichtigen Jurf al-Sakhar herausgeworfen wurde, soll er verantwortlich sein.
Und nun soll auch die Befreiung von Jalawla und Sadiya teilweise auf das Konto der alten - dem Schah von den USA gelieferten - iranischen F-4-Jets gehen. Auch die USA betonen, dass es keine militärische Zusammenarbeit mit Teheran gebe. Dahinter verbirgt sich jedoch die erstaunlichste strategische Veränderung des letzten Jahres. Auch wenn "der Feind meines Feindes" diesen nicht automatisch zum Freund macht: Es gibt gemeinsame Interessen. Dass dies dem Vertrauen der Sunniten in die Anti-IS-Allianz nicht gerade förderlich ist, ist eine andere Geschichte. (Gudrun Harrer, DER STANDARD, 4.12.2014)