Bisher gibt es nur die Marke Eurowings, ab Ende 2015 wird es auch die dazugehörigen Flugzeuge geben.

Foto: Lufthansa

Frankfurt/Wien - Der Aufsichtsrat der Lufthansa hat am Mittwoch grünes Licht für die Gründung einer Billig-Airline im Konzern gegeben. Ab Ende 2015 wird es eine Wings-Plattform für die Kurz- und Langstrecke außerhalb der Drehkreuze München und Frankfurt geben. Dazu gehören Eurowings und Germanwings. Die Langstrecke wird von Sunexpress Deutschland betrieben.

Firmensitz ist vorerst Köln. Lufthansa-Chef Carsten Spohr will aber künftig auch andere europäische Standorte "verifizieren", wie er bei einer Telefonkonferenz sagte. Ob Wien angesichts des neuen günstigen Kollektivvertrages der AUA ein weiterer Standort für Eurowings sein könnte, darüber gebe es noch "keine konkreten Pläne". Österreich zähle aber wie die Schweiz und Belgien zum Heimatmarkt des Konzerns, wurde betont. Köln wurde vor allem deshalb als Firmensitz gewählt, weil am dortigen Flughafen ein Rund-um-die-Uhr-Flugbetrieb möglich sei.

Die Gründung der Billig-Airline wurde notwendig, weil die Deutschen bisher kein passables Rezept gefunden haben, wie sie den Konkurrenten vom Golf wie Emirates, Etihad und Qatar Airways Paroli bieten könnten. Die Lufthansa-eigenen Kosten liegen rund ein Drittel höher, entsprechend höher sind die Preise, das Bordprodukt war bisher zumindest trotz Milliardeninvestitionen aber schlechter. Hätte die Lufthansa weiter am Status quo festgehalten, schriebe sie wohl demnächst Verluste. Zwar darf Emirates nur vier Flughäfen in Deutschland ansteuern, diese dafür aber unbegrenzt oft und mit großen Jets.

Starke Konkurrenz

Die Golf-Carrier sind mittlerweile nicht nur auf der Langstrecke eine massive Konkurrenz, sondern auch innerhalb Europas. So überleben chronisch defizitäre Airlines wie Air Berlin oder Alitalia vor allem wegen der Finanzhilfen des Haupteigentümers Etihad. Die Lufthansa wie auch die AUA sprechen in dem Zusammenhang von staatlichen Beihilfen, die es einzuschränken gilt, weil Etihad der Regierung von Abu Dhabi gehört.

Mit dem Start von Eurowings sind die Deutschen jedenfalls sehr spät dran. Denn es gibt mit Ryanair, Easyjet, Vueling, Norwegian und Wizz Air schon fünf große Billigfluggesellschaften mit niedrigeren Kosten. Und diese kommen in Europa mittlerweile auf einen Marktanteil von 50 Prozent.

Mit dem Start von Eurowings erwartet die Lufthansa, dass die Gesamtkosten dieser Marke um etwa 40 Prozent unter jenen der Lufthansa liegen. Das brachte seit Monaten die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) auf die Barrikaden. Sie will verhindern, dass Lufthansa Strecken an günstigere Ableger wie Eurowings ausgeflaggt werden, die nicht dem Konzerntarifvertrag unterliegen. Wegen der massiven Streiks, die auch am Donnerstag weiter gehen sollen, hat die Lufthansa der Gewerkschaft eine Schlichtung zur Frage der Übergangsversorgung bei der Pension angeboten. Es bleibe aber dabei, dass Lufthansa keine allein arbeitgeberfinanzierte Übergangspension für Piloten wolle, die jetzt in den Beruf eintreten, betonte Personalchefin Bettina Volkens. Die Streiks hätte Lufthansa heuer bereits gut 170 Mio. Euro gekostet. Der Streit um die Übergangsversorgung gilt allerdings nur als Vorwand für die Streiks, was rechtliche Gründe hat, tatsächlich will VC die Billig-Airline verhindern.

Wachstum bei Eurowings

Spohr machte allerdings klar, wo das Wachstum im Konzern künftig stattfinden wird: bei Eurowings. Er unterbreitete Piloten innerhalb und außerhalb des Konzerns ein Angebot zu Eurowings bzw. zu Sunexpress Deutschland zu wechseln.

Die Air-France-Piloten haben am Mittwoch (nach einem zweiwöchigen Streik im September) übrigens dem Ausbau des konzerneigenen Billig-Fliegers Transavia zugestimmt. (Claudia Ruff, DER STANDARD, 4.12.2014)