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Schule neu denken: Wie Talente am besten blühen, wurde Mittwochabend im Wiener Haus der Industrie verhandelt.

Foto: dapd/Sebastian Widmann

Wien - Das Motto der Veranstaltung wurde wohl bereits vor dem Neos-Vorstoß zur Cannabis-Legalisierung gewählt: "Bis weißer Rauch aufsteigt", hieß es Mittwochabend im Haus der Industrie, dem "Haus der Bildungsrevolution", wie der grüne Bildungssprecher Harald Walser - am Podium schräg rechts unter dem goldgerahmten Gemälde von Kaiser Franz Josef - amüsiert bemerkte.

Die von den Pinken gegründete überparteiliche Bildungsinitiative "Talente blühen" hatte zur Diskussion über das heimische Kindergarten- und Schulsystem geladen. Der weiße Rauch sollte dabei der Anspielung auf den Entscheidungsprozess im römischen Konklave dienen. Und zum Hort revolutionärer Ideen wurde die Industriellenvereinigung für den grünen Bildungssprecher wohl wegen ihres jüngst präsentierten Schulkonzepts.

Missstimmung auf dem Podium

Auf dem Podium, moderiert vom Obmann der Bildungs-NGO "Jedes Kind", Daniel Landau, herrschte statt Aufbruchsstimmung dann aber Missstimmung. Etwa als Christina Götschhofer von der Aktion Kritischer SchülerInnen beklagte, es werde auch an diesem Abend mehr "über" jedes Kind als "mit" jedem Kind geredet. Daran konnte auch das Angebot von Neos-Chef Matthias Strolz nichts mehr ändern, "unter der Regie der Schüler" - derer auch im Publikum einige kritische saßen - eine eigene Veranstaltung zu machen. Strolz: "Ihr seid's im Lead. Eingeschlagen oder nicht?"

Jank: Keine Notwendigkeit für Revolutionen

So weit streckten andere die Hand erst gar nicht aus. ÖVP-Bildungssprecherin Brigitte Jank plante auch an diesem Abend, sich alle möglichen neumodischen Schulkonzepte erst einmal "näher anzuschauen", hegte zwischenzeitlich bereits den "Verdacht, dass wir die Möglichkeiten, die bereits jetzt im Bildungssystem bestehen, noch nicht ganz ausnutzen", um schließlich zu befinden: "Ich sehe keine Notwendigkeit, Revolutionen auszurufen."

FPÖ will "Chancenvorteil wahren"

FPÖ-Bildungssprecher Walter Rosenkranz nutzte die Gelegenheit, um subtil vor der Gesamtschule zu warnen: Man solle "keinesfalls versuchen, verantwortungsvolle Eltern auszubremsen" - vor allem in Hinblick auf deren "Chancenvorteil".

Und Robert Lugar vom Team Stronach war vor allem damit beschäftigt, den Einfluss der Politik im Schulbereich zu beklagen. Die habe dort "keinen Wert", mache "ja nichts, außer Chaos zu verursachen". Einzige Schnittmenge mit Neos und Grünen: die geforderte Schulautonomie. "Wir müssen die Schulen in die Freiheit entlassen", heißt das beim grünen Bildungssprecher Walser. Aufgabe des Staates sei es lediglich, den Output zu kontrollieren und die Ressourcenverteilung zu steuern.

Schulautonomie, 36 Seiten stark

Die Neos legten an diesem Abend ein 36 Seiten starkes Positionspapier zur autonomen Schule vor. Strolz fasste im Wesentlichen drei Punkte zusammen: Er wünscht sich pädagogische, finanzielle und personelle Autonomie. Und er fragte sich: "Diskutieren wir noch 30 Jahre weiter, oder fangen wir irgendwann an?" Das pinke Modell sehe ein "Opting-in" vor, zwinge niemanden, sondern lade reformfreudige Schulen ein.

AKS-Vertreterin Götschhofer war trotzdem nicht so recht überzeugt. Sie fürchtete: "Wir sind alle megagrantig, aber dann gehen wir wieder raus und machen trotzdem nix."

Strolz glaubt jedenfalls daran: "Das würde Druck erzeugen." Weißer Rauch blieb aus, heimgehen durfte er trotzdem. (Karin Riss derStandard.at, 3.12.2014)