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Das ausgebrannte "Presse-Haus" in Grosny.

Foto: AP Photo/Musa Sadulayev

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Auch ein Markt im Zentrum von Grosny wurde zerstört.

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Grosny - In der tschetschenischen Hauptstadt Grosny sind die blutigsten Kämpfe zwischen Extremisten und der russischen Polizei seit 2010 ausgebrochen. Mindestens 19 Menschen wurden bisher getötet. Mutmaßliche Islamisten hatten zunächst drei Polizisten an einem Straßenposten erschossen und sich dann in einem Verlagshaus verschanzt. Beim Sturm der Sicherheitskräfte auf das Gebäude brach ein Brand aus.

Mindestens neun Angreifer seien getötet worden, sagte der Kreml-treue Republikchef Ramsan Kadyrow, der die Sicherheitskräfte nach eigenen Angaben persönlich führte. Bei dem nächtlichen Einsatz starben auch zehn Polizisten. Mindestens 28 seien verletzt worden. Die Bewaffneten hätten einen massiven Anschlag geplant, sagte Kadyrow. Er riet den Bewohnern des Stadtzentrums und der umliegenden Viertel zuhause zu bleiben und sich von Fenstern fern zu halten. Die Kämpfe um eine Schule, wo sich die Extremisten verschanzt hätten, würden noch andauern.

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Im Internet kursierte ein angebliches Bekennervideo militanter Islamisten. Demnach bekannte sich das "Kaukasus-Emirat" zu dem Überfall. Die Gruppierung kämpft für eine islamistische Herrschaft im gesamten Kaukasusgebiet. Die Kämpfer würden vom neuen Anführer der Gruppe, Scheich Ali Abu Mohammed, befehligt, und wollten "bis zum Tod kämpfen", hieß es in dem Internetvideo.

Der Angriff im Zentrum der tschetschenischen Hauptstadt ist nach Einschätzung von Experten ein schwerer Rückschlag für den Kreml, der die einstige Bürgerkriegsregion nach eigenen Angaben befriedet hat. Die Attacke ereignete sich nur wenige Stunden vor einer Rede des russischen Präsidenten Wladimir Putin zur Lage der Nation. "Ich bin überzeugt, dass die Behörden diese Terroristen liquidieren", sagte Putin dabei.

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"Der nächtliche Angriff in Grosny wirkt sinnlos - es sei denn, es war ein Versuch, Putin vor der Jahresansprache zu blamieren", meinte der Politologe Dmitri Trenin vom Moskauer Carnegie Center auf Twitter.

Im russischen Nordkaukasus kämpfen islamistische Extremisten für einen von Moskau unabhängigen Gottesstaat. Angriffe auf Grosny sind jedoch selten. Die Stadt wird stark bewacht. In den 1990er Jahren verhinderte Moskau in einem Krieg eine Abspaltung Tschetscheniens. Einige der ehemaligen Kämpfer haben sich der IS-Terrormiliz angeschlossen.

Der Kreml hatte den Anti-Terror-Kampf in der islamisch geprägten ölreichen Teilrepublik vor längerem für beendet erklärt und insgesamt 20.000 Sicherheitskräfte abgezogen. In den angrenzenden Konfliktgebieten Dagestan und Inguschetien sind aber weiterhin tausende Polizisten, Soldaten und Sondereinheiten stationiert. (APA, 4.12.2014)