Wien - Fünf Jahre lang war auf sie Verlass. Kleine und mittlere Betriebe schufen in Summe mehr Arbeitsplätze, als sie abbauten. Heuer ist damit Schluss. Jedes fünfte Unternehmen in Österreich baut Mitarbeiter ab - der Personalsaldo ist negativ, zeigt eine aktuelle Umfrage der Creditreform unter gut 1700 mittelständischen Betrieben.
Der Gläubigerschützer spricht von den schlechtesten Werten seit 2009. Grund dafür sei die anhaltend schwache Auftrags- und Umsatzentwicklung. Als stabiler Jobmotor lässt vor allem der Bau aus. Mehr als ein Viertel der befragten Unternehmen trennte sich jüngst von Teilen der Belegschaft. Am sichersten waren die Arbeitsplätze noch im Dienstleistungsgewerbe, wo mehr Betriebe den Personalstand ausbauten als verkleinerten.
Für Ulrich Schuh, Chef des Forschungsinstituts EcoAustria, hielt sich Österreichs Mittelstand erstaunlich lang als Jobmotor. Mittlerweile jedoch sei die flaue Konjunktur bei den Unternehmen angekommen - ihr Vertrauen, dass sich doch noch ein Wirtschaftsaufschwung abzeichne, sei dahin. Die Investitionen würden entsprechend eingebremst. "Da wieder rauszukommen, wird schwer."
Denn auch für 2015 fehlen die Perspektiven für spürbaren Aufschwung, sagt Schuh. Was sich in der Personalpolitik vieler kleiner Unternehmen widerspiegelt: Nur acht Prozent trauen sich laut Creditreform über einen Ausbau ihrer Mitarbeiterzahl drüber. Jedes vierte plant fürs kommende halbe Jahr vielmehr weitere Einsparungen.
Dass die Jobbilanz in der Baubranche besonders schlecht ausfällt, führt Bundesinnungsmeister Hans-Werner Frömmel vor allem auf verstärkte Konkurrenz aus benachbarten Ländern zurück. Gerade grenznahe Regionen würden in Österreich mehr denn je von günstigeren Anbietern aus dem Osten bedient, die, wie er sagt, von geringerer Sozialversicherung und niedrigeren Steuern profitierten. "Das kostet unsere Betriebe Jobs."
Verpuffende Handwerkerboni
Die Auslastung der Firmen im Baugewerbe sei schwächer als erwartet. Knapp ein Drittel plant gemäß der Umfrage weitere Stellenkürzungen. Nur vier Prozent wollen aufstocken. Zum Vergleich: Im Handel gab immerhin jedes zehnte Unternehmen an, sich nach neuen Leuten umsehen zu wollen.
Angesichts des harten Umfelds fordern Vertreter des Handwerks und Gewerbes Maßnahmen wie die Verdoppelung des Handwerkerbonus auf 1200 Euro. Experte Schuh sieht darin mehr einen symbolischen Akt als echte Effekte. "Derzeit würde das verpuffen."
Hauptaugenmerk der Regierung müsse auf der Entlastung der Einkommen im Zuge der Steuerreform liegen. Das schaffe Vertrauen auch unter kleinen Betrieben. Für andere Pakete, die Geld kosten, gebe das Budget nichts her. (Verena Kainrath, DER STANDARD, 5.12.2014)