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Felix Holzinger, Allgemeinmediziner: "Es gibt leider für kein Medikament zur Hustenstillung überzeugende Studien, dass es wirklich wirkt."

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Husten ist der letzte Schritt eines Reflexes: Hustensensoren nehmen Fremdkörper oder einen Reiz wahr und geben die Information über Nervenbahnen zum Hustenzentrum im Gehirn weiter. Dieses registriert den Reiz und sendet als Reaktion Nervensignale an die Muskulatur von Rachen, Atemwegen, Rippen und Zwerchfell, die zum Hustenstoß führen.

Foto: Quelle: Lancet 2008; 371: 1364–74

Husten lässt einen nicht schlafen und nervt die Mitmenschen – einmal ganz abgesehen davon, dass Kopf und Glieder schmerzen und man sich einfach nur elend fühlt. "Husten ist eigentlich toll", sagt Adrian Gillissen, Chefpneumologe am Klinikum Kassel. "Denn der Reflex verhindert, dass etwas in die Lunge gelangt, was dort nicht hingehört und lebensgefährlich sein könnte. Aber als Symptom kann er ziemlich lästig sein."

Husten ist der letzte Schritt eines Reflexes, der letztendlich zum Hustenstoß führt. Die Hustensensoren befinden sich nicht nur im gesamten Bereich der Atemwege, sondern auch in Lunge, Brustfell, Herzbeutel, Zwerchfell, Speiseröhre und Magen. "Dies erklärt, warum viele verschiedene Krankheiten Husten auslösen können", sagt Gillissen. "Bevor man Husten therapiert, muss man erst einmal herausfinden, woher er kommt."

Normal: Sechs bis zehn Infekte bei Kindern

Akuter Husten wird meist durch eine Infektion der Atemwege ausgelöst, vor allem durch Viren bedingt, seltener durch Bakterien oder andere Keime. "Bei Säuglingen und kleinen Kindern sind sechs bis zehn solcher Infekte pro Jahr normal", sagt Urs Frey, Chefarzt an der Uni-Kinderklinik in Basel. Zum Kinderarzt brauche man aber nicht gleich zu gehen. "Atmet das Kind jedoch pfeifend und hat Atemnot oder trinkt ein Baby nicht mehr richtig, sollte man lieber einen Arzt aufsuchen", rät Frey. Denn das könnte auf eine schlimmere Infektion wie Pseudokrupp hinweisen, einen Fremdkörper in der Lunge oder eine frühe Form von Asthma.

Der normale Infekthusten klingt bei Kindern und Erwachsenen meist innerhalb von zwei bis vier Wochen von selbst ab. "Tritt Husten aber zusammen mit Atemnot, Fieber oder Schwindel auf oder fühlt man sich richtig krank, geht man besser zum Arzt", sagt Herbert Jamnig, Chefpneumologe am Landeskrankenhaus Natters in Tirol, "ein Alarmzeichen ist Bluthusten, denn so könnte sich Lungenkrebs äußern." Schmerzen weisen auf eine Entzündung in Lunge oder Brustfell.

Der typische Raucherhusten entsteht durch eine übermäßige Schleimproduktion oder eine chronische Entzündung der Atemwege. Auch bei einer Refluxösophagitis, das heißt Zurückfließen von Magensaft in die Speiseröhre, husten Patienten häufig chronisch.

Medikamente zur Hustenstillung

Hustengeplagten ist die Ursache meist egal: Sie möchten einfach, dass der Husten so schnell wie möglich aufhört. "Es gibt leider für kein Medikament zur Hustenstillung überzeugende Studien, dass es wirklich wirkt", sagt Felix Holzinger, Allgemeinmediziner an der Uniklinik Charité in Berlin. Gerne werden Präparate mit Codein verwendet oder mit Dextromethorphan, Schleimlöser, abschwellende Medikamente, Antihistaminika oder Mittel, die das Abhusten von Schleim fördern. "In Studien stoppten die Medikamente den Husten nicht besser als Placebos", sagt Alexander Möller, Pneumologe an der Uni-Kinderklinik in Zürich. "Aber weil viele Produkte frei verkäuflich sind, müssen wir immer wieder vor allem Kleinkinder notfallmäßig behandeln, weil sie Nebenwirkungen bekommen haben."

So können Codeinpräparate und Dextromethorphan zu Übelkeit und Erbrechen führen, die Atmung kann unterdrückt werden, und manche bekommen Sehprobleme. Ein Hersteller hat kürzlich seinen Codeinsaft und -tropfen vom Markt genommen, weil mehrfach über Nebenwirkungen berichtet worden war – allerdings soll das an Fehlanwendungen gelegen sein.

Buchweizenhonig hilft mehr als Hustensaft

Das Hausmittel unserer Großmütter kann dagegen Kindern gut tun: Buchweizenhonig linderte dagegen in einer Studie nächtlichen Husten besser als Dextromethorphan und Placebos. Auch wenn die Apotheken immer wieder damit werben: "Für die beliebten Schleimlöser ACC oder Ambroxol ist nicht belegt, dass sie bei Erkältung helfen", sagt Holzinger. Neben Honig seien Inhalationen, Hühnersuppe und Ingwer beliebt. "Auch wenn es dafür noch weniger Belege gibt, hat das zumindest keine Nebenwirkungen. Pflanzliche Mittel mit Myrtol oder Thymian stoppten Husten in einzelnen, kleinen Studien besser als Placebos. Antibiotika seien in den meisten Fällen überflüssig. "Gegen Viren helfen sie nicht, können teils schwere Nebenwirkungen verursachen und fördern, dass immer mehr Keime resistent werden."

Bei chronischem Husten sei das Wichtigste, die Ursache zu beseitigen, sagt Jamnig. "Am besten geht man zu einem guten Pneumologen." Setzt man hustenauslösende Medikamente ab, hört man mit dem Rauchen auf, behandelt man Asthma oder eine Herzkrankheit richtig, verschwindet bei den meisten Patienten auch der Husten. Und was tun, damit einen der Hustenreiz erst gar nicht plagt? "Nicht rauchen – weder aktiv noch passiv", rät Jamnig, "und täglich an der frischen Luft bewegen." (Felicitas Witte, derStandard.at, 4.12.2014)