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Die Banca Intesa Sanpaolo will wachsen und tut das mit Zukäufen. Auch nach Österreich strecken die Italiener ihre Fühler aus und zeigen sich an Zielen im Bereich Asset-Management interessiert.

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Carlo Messina: "Österreich ist ein interessantes Land. Hier werden Regeln beachtet."

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STANDARD: In welchen Ländern wollen Sie wachsen?

Messina: Die Priorität liegt in Ländern mit Triple-A-Rating. Etwa in der Schweiz, in Großbritannien oder in den USA. Auch Asien, insbesondere China, ist attraktiv. Ich sehe dort vorerst eher eine Expansion beim Fonds-Gemeinschaftsunternehmen Penghua, an dem Intesa Sanpaolo 49 Prozent hält.

STANDARD: Sie sind auch an der Vermögensverwaltungstochter der Royal Bank of Scotland (RBS) interessiert, jener Bank, in der die Queen ihr Vermögen verwalten lässt?

Messina: Ja, wir haben Interesse an der RBS-Tochter Coutts. Aber wir sind nicht nur an den Auslandsaktivitäten, sondern auch am Inlandsgeschäft interessiert. Wir wollen den Markennamen "The Bank of the Queen". London ist für uns auch interessant, weil dort 450.000 Italiener leben.

STANDARD: Auch in Wien leben viele Italiener. Ist eine Bank in Österreich für Sie ebenfalls von Interesse?

Messina: Österreich ist ein interessantes Land. Hier werden Regeln beachtet. Falls es eine Gelegenheit im Asset-Management oder etwa im Private Banking gibt, könnte dies interessant sein.

STANDARD: Wie viel Kapital steht Ihnen für Zukäufe zur Verfügung?

Messina: Wir haben den Stresstest der EZB mit einem Überschusskapital von 16 Milliarden Euro abgeschlossen. Ich schätze, dass wir bis 2017 mindestens acht Milliarden Euro für Zukäufe im In- und Ausland ausgeben können.

STANDARD: In Italien ist Monte dei Paschi di Siena auf Partnersuche. Es gibt auch Gerüchte, dass die Commerzbank einen Partner sucht ...

Messina: Wir wollen nicht bei Geschäftsbanken wachsen, sondern nur in spezifischen Bereichen. Wir sind weder an MPS noch an der Commerzbank interessiert.

STANDARD: Wie sieht es mit Osteuropa aus? Intesa Sanpaolo ist mit Töchtern in der Tschechischen Republik, in Slowenien, Serbien, Kroatien, der Slowakei, Herzegowina, Ungarn, Russland und der Ukraine präsent. Wollen Sie dort weiter wachsen?

Messina: Ich sehe in Osteuropa kein wesentliches Wachstumspotenzial. In der Vergangenheit wurden bei der Expansion beachtliche Fehler gemacht. Wir schreiben bei den Banken in der Ukraine und Ungarn rote Zahlen. Die Ukraine-Tochter steht zum Verkauf. In Ungarn haben wir in den ersten neun Monaten 124 Millionen Euro Verlust geschrieben. Aber ich bin zuversichtlich, dass sich dort der Markt wieder erholt.

STANDARD: Italienische Banken haben bei der Asset Quality Review und dem Stresstest relativ schlecht abgeschnitten. Wo liegen die Probleme?

Messina: Meiner Ansicht nach gibt es in Italien eine Vielzahl von kleineren Banken mit oft unzureichender Kapitalausstattung. Die jahrelange Krise hat die Banken geschwächt. Ich erwarte mir in Zukunft eine Konsolidierung am italienischen Bankensektor, insbesondere bei Volksbanken.

STANDARD: Internationale Ratingagenturen bewerten die Kreditwürdigkeit vieler italienischer Banken negativ. Warum?

Messina: Italiens Bruttoinlandsprodukt ist seit Ausbruch der Krise um zehn Prozent zurückgefallen. Das hat sich natürlich auch auf den Bankensektor ausgewirkt. Ich bin aber der Ansicht, dass die Ratingagenturen das übermäßig hohe Sparpotential des Landes nicht berücksichtigen. Trotz der Krise ist der Reichtum der privaten Haushalte hoch. Davon profitieren derzeit die Vermögensverwalter, da die klassischen Anlagen in Staatspapiere und Immobilien derzeit wenig attraktiv sind.

STANDARD: Erwarten Sie 2015 eine Fortsetzung der Rezession?

Messina: Meiner Ansicht nach hat Italien die Krise überwunden. Ich erwarte für das letzte Quartal einen Stopp des Abwärtstrends und ab 2015 wieder ein Wachstum zwischen 0,5 und einem Prozent. Positive Impulse kommen von der Euro-Abwertung und der ab Mai 2015 stattfindenden Weltausstellung Expo. Wir haben zuletzt wieder mehr Kredite an private Haushalte für Immobilienkäufe verliehen. Intesa Sanpaolo ist jene Bank, die in den ersten neun Monaten mit 20 Milliarden Euro ungefähr gleich viele Kredite an Unternehmen gewährt hat wie alle anderen Banken Italiens zusammen.

STANDARD: Wo erwarten Sie 2015 im Bankengeschäft das größte Wachstum?

Messina: Wachstumsmotor war und bleibt das Asset-Management. Wir haben heuer die Provisionserträge um zehn Prozent erhöht. Ich rechne auch 2015 mit einer Fortsetzung dieses Trends. Negativ entwickelte sich das Investment- und Corporate Banking. (Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand, DER STANDARD, 5.12.2014)