Der Umgang mit Gentechnik in der Landwirtschaft in der EU glich immer schon einem Eiertanz. Zwischen der Mehrheit der europäischen Bevölkerung, die sich vehement gegen gentechnisch veränderte Organismen (GVO) in der Nahrung ausspricht, und einer starken Lebensmittel- und Agrarindustrie gab es keinen Ausgleich. Die unzähligen Regionen in der EU, die ohne Gentechnik in der Landwirtschaft auskommen, agierten auf rechtlich dünnem Eis. So auch Österreich, das sich als Ganzes und mit viel Unterstützung in der Bevölkerung der Gentechnikfreiheit verschrieben hat.

Die jetzt zustande gekommene Einigung dürfte diesen Eiertanz nicht beenden. Zwar sind nationale GVO-Anbauverbote im "gemeinsamen Markt" der EU jetzt auf dem Papier möglich. Monsanto und Co aber sind in ein kompliziertes zweistufiges Verfahren eingebunden, an dessen Ende der Europäische Gerichtshof stehen kann. Viel Glück dabei, sollte sich einer der mächtigen Konzerne aus irgendwelchen strategischen Überlegungen dafür entscheiden, dies bis zum Höchstgericht durchzutesten.

Auch bleibt Österreichs besondere Blauäugigkeit in Sachen Gentechnik hoch. Während die neuen Anbauregeln als Sieg für Landwirtschaft und Konsument gefeiert werden, wird fleißig GVO-Futtermittel importiert. 600.000 Tonnen Gentechnik-Sojabohnen aus Lateinamerika landen jährlich in den Trögen von Schweinen und Kühen. (Johanna Ruzicka, DER STANDARD, 5.12.2014)