In "Tabletop" widmen sich Wheaton und Kollegen regelmäßig verschiedenen Brett- und Kartenspielen.

Foto: Geek & Sundry/Youtube

Als glühender "Star Trek"-Fan schaffte er es, in "Next Generation" Teil der Enterprise-Besatzung zu werden. Seine weiteren schauspielerischen Stationen führten ihn unter anderem zu "Flubber", "Sharknado 2" und zu Auftritten in Serien wie "Eureka" und "The Big Bang Theory". Brett- und Kartenspielen widmet er sich in einer eigenen Webserie. Aus dem Kinderstar Wil Wheaton ist der König der Nerds geworden.

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Wesley Crusher spaltet "Trekkie"-Gemeinde

"Als ich das erste Mal die Brücke, den Maschinenraum und den Transporter gesehen habe", erklärt Multitalent Wheaton dem "Guardian", "habe ich kein Filmset erblickt, sondern das Raumschiff, von dem ich als Kind immer geträumt habe." Belesen, doch etwas lebensfern und eigenartig im sozialen Umgang, erfüllte der junge Wheaton Klischees, die den Fans von "Star Trek", den "Trekkies", nicht selten angedichtet wurden.

Am Schulhof und Spielplatz habe vor allem die physische Konstitution bestimmt, wie viel man zählte, erklärt der 1972 geborene Kalifornier. Als jemand, der nicht besonders stark und noch dazu etwas ungeschickt war, zog es ihn mehr zu Büchern und anderen Dingen geistiger Beschäftigung – was ihn und seine Freunde in den Augen der "Coolen" seltsam erscheinen ließ. Der von ihm gemimte Sternenflotten-Offizier Wesley Crusher hingegen trat meist selbstsicher auf, befand sich dafür aber oft in Konflikten mit Vorgesetzten oder sich selbst.

Seine Rolle spaltete die Zuseherschaft. Eine lautstarke Minderheit akzeptierte nicht, dass ein junger, unerfahrener Fähnrich oft entscheidend agieren durfte, und ließ sich mit Hasstiraden im Usenet, einer der frühesten Dienste des Internets, aus.

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Wheatons Gesetz

Damals wie heute mache es die Anonymität im Netz unvermeidlich, dass irgendwann Trolle auftauchen, so Wheaton. Moderatoren könnten sie zwar blocken, doch der nächste Account sei schnell angelegt. Es sei wie auf einer Party mit 100 Gästen. Alles verläuft entspannt, bis auf einmal sechs Typen auftauchen, die nur Streit suchen – und plötzlich müssen sich alle mit ihnen befassen und gehen dann meistens lieber heim.

Zu dem Thema sprach Wheaton auch auf der Spielekonferenz Penny Arcade Expo im Jahr 2007. Dort stellte er eine universale Regel für das Verhalten in Online-Communities auf. "Don't be a dick" (Sei kein Depp) lautet das seither als "Wheatons Gesetz" bekannte Prinzip.

Troll-Probleme

Das Problem betrifft aber auch die Videospielcommunity, sagt Wheaton. Man wolle seine Community zwar wachsen sehen, jedoch sei diese zu einem unfreundlichen Ort geworden. Auch wenn Wheatons Gesetz weithin bekannt ist, sind Gemeinheiten und Belästigung immer noch alltäglich.

Insbesondere Frauen seien davon betroffen, attestiert Wheaton. Was ihnen online aktuell geschehe, sei nur eine "Verlängerung" des Zustands in der realen Welt. "Jede Frau, die ich kenne, wurde schon zumindest einmal von einem Mann bedroht oder hat sich bedroht gefühlt", schildert er. Es stimme ihn aber hoffnungsvoll, dass mittlerweile eine große Anzahl von Menschen diesem Problem entgegentrete.

Auch die Spieleproduzenten hätten hier ihren Beitrag zu leisten, so Wheaton weiter. Vor zehn Jahren war noch die Einschätzung vorherrschend, dass Frauen gar keine Videospiele konsumieren würden. Obwohl das offensichtlich falsch sei, gebe es immer noch Leute, die Gefahr für ihr Hobby witterten, wenn ein Spiel nicht ausschließlich auf Männer zugeschnitten sei. "Die Spielebranche muss aufhören, Frauen als Anomalie zu betrachten", meint er.

Kopierschutz-Gegner

Viel Zuspruch unter den Gamern hat Wheatons Einstellung zu Kopierschutzmechanismen gefunden. Oft hat er der Industrie ihre Maßnahmen zum Vorwurf gemacht. Dass Leute sich Spiele aus illegalen Quellen besorgten, sei eine Folge der Tatsache, dass ihre Ansprüche als Kunden nicht erfüllt würden, so Wheaton. Würde man es ihnen einfacher machen, Games ehrlich zu erwerben, würde dies nicht geschehen. Die "eins bis fünf Prozent", die ohnehin für gar nichts zahlen wollen, werde es hingegen immer geben, wegen dieser Minderheit müsse man aber nicht allen anderen schaden.

Gleichzeitig sei man mit Gesetzgebern konfrontiert, die von Computern nichts verstünden und sich von Lobbyisten leiten ließen, neue Technologien zu "verkrüppeln", um veraltete Geschäftsmodelle zu schützen.

"Dungeons & Dragons" als Offenbarung

Wheaton selbst beschäftigt sich auch mit analoger Unterhaltung. Als besonders beliebt erweist sich seine Web-Serie "Tabletop", in welcher er mit Kollegen "nerd-freundliche" Brett- und Kartenspiele unter die Lupe nimmt. Über die Crowdfundingplattform Indiegogo konnte er die dritte Staffel problemlos finanzieren. Statt der angestrebten 500.000 Dollar kamen über 1,4 Millionen Dollar zusammen.

Geek & Sundry

Für ihn seien Brettspiele vor allem soziale Interaktion, wenngleich er natürlich die strategische Herausforderung schätze, sagt Wheaton. Es sei eine ungezwungene Art, sich zu treffen und dabei auch neue Freundschaften zu schließen.

"Dungeons & Dragons" hatte es ihm dabei schon früh angetan. "Man hat diese gemeinsame Erfahrung, in der man mit anderen Leuten fantastische Welten bereist und unglaubliche Abenteuer erlebt, ohne den Tisch zu verlassen", schwärmt Wheaton. "Das ist das Beste am Spielen und bildet das Fundament meiner tiefsten Freundschaften." (gpi, derStandard.at, 7.12.2014)