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"Dass dieser Balken drinnen war, ist ein Riesenunglück gewesen"

Foto: APA/Feichter

Lillehammer - Der ÖSV-Spartenleiter Ernst Vettori hat hinsichtlich des fatalen Sturzes des Nordischen Kombinierers Marco Beikircher Fehler eingeräumt. Außerdem versprach Vettori eine umfassende Analyse und Aufklärung der Vorfälle durch den Österreichischen Ski-Verband (ÖSV).

"Diese Geschichte ist richtig schlimm, wir nehmen das sehr ernst. Mir tut das irrsinnig leid, natürlich darf und sollte das nicht passieren. Es ist passiert und wir stehen dazu. Es sind natürlich auch Fehler gemacht worden. Es gibt nichts zu vertuschen", sagte Vettori am Freitag in Lillehammer.

Man werde die Hintergründe des bereits am 19. November in Ruka geschehenen Vorfalls, bei dem der 19-Jährige durch den Aufprall auf einen Absperrbalken im Anlauf und dem folgenden Sturz im Auslauf einen Halswirbelbruch, Bänderverletzungen im Daumen und weitere Blessuren an der Hand und im Gesicht erlitt, intern untersuchen und danach die Öffentlichkeit über die Ergebnisse informieren.

Spur frei gegeben

ÖSV-Sprungtrainer Falko Krismayr hatte Beikircher im Zuge der internen Weltcup-Qualifikation bei dichtem Nebel in der Meinung abgelassen, die Spur sei frei. Der Athlet aus der Trainingsgruppe III konnte den Zusammenstoß mit dem Balken bei hoher Geschwindigkeit verständlicherweise nicht mehr vermeiden, durchbrach die Barriere und stürzte dann aber erst im Auslauf.

Bei der Aufklärung und der Reaktion auf das Unglück will Vettori ÖSV-Sportdirektor Hans Pum miteinbeziehen, der derzeit noch in Übersee weilt. "Wir werden mit Verbandsleuten und mit Pum eine Sitzung machen, die das vertieft, was da passiert ist, was man falsch gemacht hat, was man in Zukunft besser machen kann. Dass dieser Balken drinnen war, ist ein Riesenunglück gewesen, es gibt nichts, was wir beschönigen können", meinte Vettori.

Noch sei unklar, warum die völlig unübliche Absperrung während der Mittagspause angebracht worden war. "Ich habe noch nie gehört, dass es so was schon einmal gegeben hat. Der Schanzenarbeiter hat den Balken drinnen gelassen. Die Schanze ist wieder freigegeben worden. Man geht natürlich davon aus, dass das passt, es hat nicht gepasst, darum müssen wir das genau analysieren und daraus lernen", meinte Vettori.

Zunächst keine schwere Verletzung vermutet

Auch ob die Letztverantwortung bei seinen Trainern bzw. beim ÖSV liege, gelte es zu klären. "Das ist schwierig zu sagen, genau das werden wir uns genau anschauen." Genauso offen sei die Möglichkeit eines gerichtlichen Nachspiels.

Nach der Erstversorgung vor Ort soll Beikircher erst nach Beendigung der Qualifikation ins Krankenhaus nach Kuusamo gebracht worden sein. Vettori bestätigte das nur indirekt. ÖSV-Cheftrainer Christoph Eugen relativierte dahin gehend, dass nach der Erstversorgung nicht von einer schweren Verletzung auszugehen gewesen sei. Außerdem habe Beikircher nicht über starke Schmerzen geklagt.

Auch im Krankenhaus wurden zunächst lediglich leichtere Verletzungen festgestellt. Der Wirbelbruch wurde erst vier Tage später in Salzburg diagnostiziert. "Man hat nicht damit gerechnet, dass es so eine schlimme Verletzung ist. Wenn er in Kuusamo aus dem Krankenhaus wieder entlassen wird, geht man davon aus, dass man Glück gehabt hat", sagte Vettori.

Wirbelbruch

Die Verbandsleitung sei von ihm sofort über den Vorfall informiert worden, so Vettori. Im Gegensatz zur Öffentlichkeit, die erst am Donnerstag durch einen Bericht der "Salzburger Nachrichten" davon erfahren hat. Dass man nichts über den Unfall bekannt gegeben habe, liege daran, dass die Verletzung ursprünglich als nicht schwerwiegend gegolten hatte, hieß es in Lillehammer dazu.

Als sich dann der Wirbelbruch herausstellte, sei er schockiert gewesen, so Vettori. "Ich war erschüttert, als ich gehört habe, dass es doch so eine schwere Verletzung ist." Über medizinische Details könne er aber keine Auskunft geben. Beikircher sei mittlerweile in häusliche Pflege entlassen worden. Es gehe ihm schon wieder besser. "Er ist zuhause, er muss vier Wochen eine Halskrause tragen."

Die Eltern von Beikircher seien jedenfalls zeitgerecht kontaktiert worden. Im Detail wolle er die Sache mit der Familie zu einem späteren Zeitpunkt mit Pum besprechen.

Auch der vor Ort am Schanzenturm gestandene ÖSV-Chefcoach Christoph Eugen gestand, dass man offenbar Fehler gemacht habe. Zum Glück sei die Sache aber noch einigermaßen glimpflich ausgegangen, so Eugen. "Das ist ein tragischer Fall, aber eigentlich Glück im Unglück." (APA, 5.12.2014)