Charlotte Lindholm ist zurück. Es ist schon eine Weile her, dass Maria Furtwängler zuletzt als "Tatort"-Kommissarin ermittelte, und vielleicht kommt sie deshalb mit einer Geschichte zurück, die es so auch schon vor ein paar Jahren hätte geben können:

"Der sanfte Tod" erzählt von den Machenschaften einer skrupellosen Fleischindustrie. Und von einer Bevölkerung, die gerne billigen Dreck isst und sich den gewissenlosen Konsum mit dummdreisten Argumenten schönredet ("Wenn man das Leiden wertschätzt, dann darf man das Fleisch auch essen").

ORF/ARD/Christine Schroeder

Der Chauffeur eines niedersächsischen Fleisch-Barons wurde erschossen und Lindholm wird von ihrem Kind weg ("Sie sind doch ein moderne Frau") und in diese Parallelwelt hinein beordert:

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In das Familienunternehmen des Wurstfabrikanten Jan-Peter Landmann. Dessen tatsächliche Familie ist eine Horde von Soziopathen, die ein eher mafiöses Verständnis von "Familie" pflegen. Der Rest sind tausende von Werkvertragsarbeitern. In dieser Welt ist – aufgrund zwielichtiger Experimente zur "Konservierung" – die Wurst lebensgefährlich, hier häufen sich auch sonst die Mordanschläge auf unangenehme Weise. Die Fassade glänzt umso mehr: "Na los, reinbeißen, wohlfühlen", wird Lindholm auf einer Werbeveranstaltung aufgefordert, die Werbeclips sind idyllisch, der Innenminister gern gesehener Gast. Faszinierend als überaus kultivierter, im besten Wissen und Gewissen krimineller Wurstfabrikant: Heino Ferch.

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Furtwängler gibt daneben auch keine schlechte Figur ab. Hier werden der Charlotte Lindholm die überheblichen Züge ("Wer ist denn hier bitte kompetent?") ebenso gelassen wie eine sehr sympathische Wut. Etwa, wenn es um ihre prekäre Rolle als arbeitende Mutter geht. "Ich will dir ja kein schlechtes Gewissen machen, aber dein Kind leidet. Und jetzt schlaf gut", wird sie von ihrer eigenen Mutter einmal am Telefon verabschiedet. Ein Geschenk daneben: Bibiana Beglau als sehr eigene, spröde Landpolizistin. Die Geschichte selbst gerät Alexander Adolph, der auch die grandiose Reihe "München Mord" mitentwickelt hat, bisweilen etwas zu paranoid und überladen – auch, wenn man am Wahrheitsgehalt gar nicht zweifeln mag, für neunzig Minuten ist es doch grenzwertig viel. Trotzdem: dieser in sich runde, stimmige "Tatort" kann das aushalten. Ein erfreuliches Wiedersehen mit Charlotte Lindholm. (Andrea Heinz, derStandard.at, 7.12.2014)

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