Wien - Die Deutsche Bank, die die Republik Österreich beim Verkauf des Südosteuropa-Netzwerks der ehemaligen Hypo Alpe Adria begleitet, drückt aufs Tempo. Der Verkaufsprozess wurde ja vor kurzem unterbrochen und auf neue Beine gestellt; jetzt sind wieder drei Bieter im Rennen. Neben dem Kaufinteressenten US-Fonds Advent mit EBRD (hätte schon fast unterschrieben und gilt nach wie vor als Bieter mit den besten Karten) wurden nun wieder das bulgarisch-russische Konsortium Via Group mit VTB Bank in den Prozess zurückeingeladen sowie die russische Expobank des Oligarchen Igor Kim. Beide hatten bereits Angebote abgegeben, bevor der Verkäufer in Exklusivverhandlungen mit US-Fonds Advent getreten war.

Nun, auch angesichts drohender Beschwerden zum Verkaufsprozess bei der EU-Kommission, hat der Bund "die Reset-Taste" gedrückt, wie das in Verhandlerkreisen genannt wird. Trotzdem hofft man, den Verkaufsvertrag für die Bankenholding mit ihren sechs Töchtern in Südosteuropa (SEE) noch heuer unterschreiben zu können. Und darum muss nun alles schnell gehen.

Die zwei neuen alten Bieter wurden Ende voriger Woche per Mail von den Investmentbankern der Deutschen Bank davon verständigt, dass sie wieder dabei sind und über den Verhandlungsstand informiert. Sie wurden aufgefordert, bis Sonntag (7. Dezember) bekannt zu geben, wer in den wieder geöffneten Datenraum kommen werde. Bis Mitte Dezember, so die Vorstellung der Investmentbanker, soll die Prüfung der Daten und Zahlen der Bank über die Bühne gegangen sein. Weiters wurden die potenziellen Käufer um rasche Vorlage diverser Informationen und Zahlungsnachweise gebeten. Anfang nächster Woche sollen die neuen Angebote auf dem Tisch liegen, so der neue Terminplan der Verkäufer.

Zeitdruck, der bei den Interessenten für Erstaunen sorgt, wie es in Verhandlerkreisen heißt, habe sich doch Advent im Rahmen der Exklusivverhandlungen ab Oktober ausgiebig über die SEE-Holding informieren können. Via Group und Expobank sollen sich im engen Zeitkorsett nicht wohl fühlen und um Verlängerung der knappen Fristen für die Due Diligence ersucht haben. Bestätigung dafür oder Kommentare dazu gibt es freilich nicht: Involvierte Anwälte berufen sich auf das laufende Verkaufsverfahren.

Die Schar der involvierten Berater wird unterdessen immer größer. Die Deutsche Bank hat angesichts der Dauer des Verkaufsverfahrens (läuft seit 2012), wie berichtet, auf monatliche Abrechnungen umgestellt. Die jeweils rund 75.000 Euro werden ihr dereinst von ihrer Erfolgsprämie abgezogen werden. Bisher wurde das Verkaufsverfahren von der Hypo-Abbaugesellschaft Heta geführt, nun ist die staatliche Bankenholding Fimbag damit betraut. Sie lässt sich von der Wiener Anwaltskanzlei CMS Reich-Rohrwig Hainz vertreten.

Noch nicht endgültig entschieden ist die Frage, ob die Republik den Kaufvertrag mit den Bayern (Notverstaatlichung Ende 2009) tatsächlich wegen Irrtums anfechten wird. Die Frist dafür läuft bis 31. Dezember (und nicht, wie irrtümlich berichtet, bis 13. Dezember). Aus Juristenkreisen ist zu hören, dass die Anfechtungsklage tatsächlich eingebracht wird - allerdings soll nicht die Rückabwicklung des Deals Klagsinhalt sein. Eine solche Rückabwicklung hätte viele juristische Folgen, möglicherweise auch Auswirkungen auf den laufenden Verkauf der SEE-Holding. Eingeklagt würde also eher eine Herabsetzung des Kaufpreises - was bei einem Preis von einem Euro (so viel hat die Republik jedem der vier Hypo-Exaktionäre gezahlt) bedeuten würde, dass man eine Nachzahlung von den Bayern fordert. (gra, DER STANDARD, 10.12.2014)