Dank der mächtigen Allianz von Gewerkschaften und Kirche wird es in Österreich wohl nie zu einer flächendeckenden Sonntagsöffnung für den Handel kommen. Das will auch die Bevölkerungsmehrheit nicht.

Allerdings sind auch sonntags die Rollläden nicht mehr ganz so dicht wie früher. Supermärkte in Bahnhöfen, Lebensmittelgeschäfte mit Gastrolizenz - immer mehr Shops finden Wege, ihre Waren legal anzubieten. Für eine Gesellschaft im Wandel ist dies eine logische Entwicklung.

Der Knackpunkt der jetzigen Debatte ist die Wiener Innenstadt. Dort spazieren jeden Sonntag tausende zahlungskräftige Touristen an geschlossenen Läden vorbei. Das schadet der Wirtschaft und dem internationalen Ruf der Stadt - und kostet letztlich Jobs. Bürgermeister Michael Häupl (SP) könnte dies ändern, indem er die City zur Tourismuszone erklärt. Aber dagegen sträubt sich seine Partei.

Trotz der niedrigen Beteiligung könnte die Umfrage der Wiener Wirtschaftskammer Bewegung in die Sache bringen. Das Ergebnis zeigt: Den meisten Händlern ist das Sonntagsgeschäft nicht wichtig, einer Minderheit aber umso mehr. Das spricht für eine begrenzte Sonntagsöffnung innerhalb des Rings als politisch machbaren Kompromiss. Manche Geschäftsinhaber außerhalb würden sich ärgern, aber das muss die Kammer mit ihnen klären. Auch Sonntagskrieger Richard Lugner wird es akzeptieren müssen, dass seine City nur sechs Tage die Woche offen hat. (Eric Frey, DER STANDARD, 10.12.2014)