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Ein Riesenschiff in Venedig: Dieser Anblick soll seltener werden.

Venedigs Kreuzfahrttourismus befürchtet einen drastischen Rückgang wegen des 2015 inkrafttretenden Verbots für Luxusliner über 96.000 Tonnen, vor dem Markusplatz zu fahren. Allein im kommenden Jahr sollte es zu einem Minus bei den Kreuzfahrtpassagieren von zehn Prozent kommen, schätzt Sandro Trevisanato, Präsident des Passagierterminals in Venedig.

"Die Kreuzfahrtbranche beschäftigt in unserer Region 10.000 Personen und generiert einen Umsatz von 450 Mio. Euro. Wenn die Regierung keinen raschen Beschluss über die künftige Route der Kreuzfahrtschiffe, wird Venedigs Kreuzfahrtindustrie zusammenbrechen", klagte Trevisanato nach Angaben der Mailänder Wirtschaftszeitung "Sole 24 Ore" am Dienstag. Er fordert eine Abschaffung des Fahrverbots für Luxusliners in Venedig.

Minus 2015 und 2016

2013 hatte Venedig ein Rekordhoch von 1,81 Millionen Kreuzfahrtpassagiere gemeldet. Bis Ende dieses Jahres sollte diese Zahl auf 1,74 Millionen zurückgehen. Ein weiteres zehnprozentiges Minus wird 2015 und 2016 erwartet. Trevisanato befürchtet, dass Venedig auf ein Niveau wie vor 13 Jahren sinken wird, als lediglich 500.000 Passagiere gemeldet wurden. Die Hafenbehörden in Venedig befürchten, dass künftig nur noch kleinere Schiffe nach Venedig reisen werden. "Größere und schönere Schiffe werde nach Athen oder Istanbul reisen. So werden wir mehr Schiffe mit weniger Passagieren in Venedig haben", klagte Trevisanato.

Die Regierung von Matteo Renzi will den Canale Contorta-Sant'Angelo vom südlichen Laguneneingang Malamocco nach Marghera verlängern. Damit sollen die Kreuzfahrtschiffe den modernen Passagierhafen am westlichen Rand von Venedig erreichen. Schiffe von über 40.000 Tonnen werden nicht mehr vor dem Markusplatz und dem Giudecca-Kanal in Venedig fahren dürfen, hatte die Regierung kürzlich beschlossen. Das Vorhaben ist jedoch umstritten.

Elektrische Katamarane

Um Venedig von Kreuzfahrtschiffen zu befreien, sollen die Luxusliner bei einem Terminal unweit des Lido halten. Kreuzfahrttouristen sollen dann mit elektrischen Katamaranen in die Lagunenstadt gebracht werden. Die Boote können bis zu 800 Passagiere gleichzeitig an Bord nehmen, sieht das Tourismusprojekt vor, das bereits eine erste Genehmigung des italienischen Umweltministeriums erhalten hat.

Die Kreuzfahrttouristen können an Bord dieser Schiffe eine etwa einstündige Tour am Canal Grande unternehmen. An dem Vorhaben beteiligt sich die multinationale Gruppe Duferco Engineering. Das Unternehmen plant die Errichtung einer künstlichen Insel, an der die Kreuzer halten sollen. Der Terminal "Venice Cruise 2.0" für bis zu fünf Kreuzfahrtschiffe gleichzeitig soll unweit des Dammsystems Mose errichtet werden, das die Lagunenstadt vor Überschwemmungen schützt. (APA, derStandard.at, 10.12.2014)