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Ein Küsschen für den Präsidenten: Serge Lazarevic wurde freigetauscht.

Foto: APA/EPA/Langsdon

Paris/Bamako - Für die Freilassung der in Mali verschleppten französischen Geisel Serge Lazarevic sind im Gegenzug offenbar inhaftierte Islamisten freigekommen. Ein malischer Sicherheitsvertreter bestätigte der Nachrichtenagentur AFP am Mittwoch einen "Gefangenenaustausch", Menschenrechtsorganisationen kritisierten den mutmaßlichen Deal.

Lazarevic kehrte nach dreijähriger Geiselhaft in seine Heimat zurück und wurde von Frankreichs Staatschef François Hollande empfangen. Hollande hatte am Dienstag bekanntgegeben, dass der am 24. November 2011 im Norden von Mali verschleppte Lazarevic wieder frei sei. Der 51-jährige Franko-Serbe war nach Hollandes Angaben die letzte französische Geisel im Ausland.

"Geste"

Zu den genauen Umstände der Freilassung machte die französische Regierung keine Angaben. Paris bestritt bisher stets, Lösegeld für im Ausland entführte Franzosen zu bezahlen.

"Ich kann Ihnen sagen, dass Männer, die einige als Terroristen bezeichnen, die für uns aber Häftlinge sind, im Gegenzug für die Freilassung der französischen Geisel freigelassen wurden", sagte am Mittwoch ein malischer Sicherheitsvertreter. Um diese "Geste" habe Paris gebeten. Zu einer möglichen Lösegeldzahlung wollte der Sicherheitsvertreter nichts sagen: "Wenn es Lösegeld gab, dann wurde es nicht von Mali gezahlt."

Empörung

Mehrere Menschenrechtsorganisationen - unter ihnen die malische Sektion von Amnesty International und die Internationale Vereinigung der Menschenrechtsligen (FIDH) - begrüßten Lazarevics Freilassung, zeigten sich aber "empört" über den Gefangenenaustausch. "Die malischen Behörden haben mutmaßliche Verantwortliche für schwere Menschenrechtsverletzungen in Mali freigelassen", hieß es in einer gemeinsamen Erklärung. Unter ihnen sei der "Hauptorganisator" von Lazarevics Entführung.

Der FIDH-Afrika-Verantwortliche Florent Geel sagte AFP, die inhaftierten Islamisten seien "auf französischen Druck" hin freigelassen worden. "Es ist schon paradox, dass Individuen im Zuge einer Geiselfreilassung auf freien Fuß kommen, die selbst bei der Verschleppung (der Geiseln) geholfen haben."

Frankreichs Regierungssprecher Stéphane Le Foll wollte die Angaben über einen Austausch weder bestätigen noch dementieren. "Ich habe das gehört, ich weiß es nicht." Es habe "Verhandlungen" gegeben, es gelte aber "Diskretion".

Lazarevic landete am Mittwochmorgen mit einer französischen Regierungsmaschine auf dem Militärflughafen Villacoublay nahe Paris. Der 51-Jährige zeigte sich beim Empfang durch Hollande tief bewegt: "Das Leben ist schön". Er freue sich, "die Freiheit wiederzufinden".

"Geisel zu sein ist ein bisschen kompliziert, es ist nicht sehr einfach", sagte Lazarevic weiter. "Ich habe nicht viel Kraft." Der Franko-Serbe wurde noch während des Flugs von der nigrischen Hauptstadt Niamey nach Villacoublay medizinisch untersucht. "Es geht ihm gut", erklärte das französische Außenministerium. Er sollte aber zu weiteren Untersuchungen in eine Militärklinik gebracht werden.

Hollande rief die Franzosen im Ausland zu größter Vorsicht angesichts drohender Entführung auf: "Ich will eine einfache, klare Botschaft an unsere Mitbürger senden, die sich in Risikogebieten befinden: Gehen Sie nicht dorthin, wo sie entführt werden können." Er erinnerte auch an den Franzosen Philippe Verdon, der zusammen mit Larazevic entführt und 2013 im Norden Malis ermordet aufgefunden worden war. (APA, 10.12.2014)