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Foto: AP/Francisco Seco

Angriff ist die beste Verteidigung. Darum holt Ricardo Salgado Espírito Santo, der letzte Direktor aus der gleichnamigen, portugiesischen Bankiersfamilie bei seiner Einvernahme im Untersuchungsausschuss in Lissabon zum Rundumschlag aus. In einem 16-stündigen Marathon um die Schuld am unrühmlichen Ende der Banco Espírito Santo (BES) gab es vor allem Schuldzuweisungen: die Nationalbank, deren Chef Carlos Costa, die Wertpapierhandelsaufsicht und die Rechtsregierung unter Premier Pedro Passos Coelho seien schuld. Vor allem Letztgenannte "wollte die BES gezielt zerstören", so Salgado.

Anfang August dieses Jahres war die BES, nachdem massive Finanzierungslücken ans Licht kamen, mit etwa 4,9 Milliarden Euro Steuergeldern notverstaatlicht worden. Portugals nicht nur sprichwörtlich mit dem Wohl des Landes verknüpfte Großbank wurde salomonisch zweigeteilt: Novo Banco nennen sich die überlebensfähigen Teile und das ausgedehnte Filialnetz. Toxische Bereiche des ebenso opaken wie weit verzweigten Geflechts an Investmenttöchtern (BESI) oder der Dachgesellschaft Espírito Santo Financial Group (ESFG) laufen unter selben Namen bis zu ihrem Abverkauf weiter. Hier verbuchte man zuletzt einen Erfolg. Zumindest BESI wurde für 379 Millionen Euro an Chinas Haitong verkauft.

Frisierte Bilanzen

Auch um die für knapp 23 Milliarden Euro gerettete spanische Bankia kehrt keine Ruhe ein. Hier hatte man ebenso Bilanzen frisiert. Hunderttausende Investoren wurden sowohl vor als auch nach dem Börsengang im Juli 2011 betrogen. Gewinnzahlen waren um je etwa 554 Millionen Euro beziehungsweise 300 Millionen Euro hinaufgeschraubt worden, besagt der in der Vorwoche publizierte Bankia-Untersuchungsbericht der Banco de España (BdE). Nun droht eine Klagswelle seitens vieler mit Totalverlust gestrafter Aktionäre.

Zahlen seien fern der Realität gewesen, erklärten BdE-Ermittler, sowohl in der Phase unter Ex-Bankia-Direktor Rodrígo Rato als auch unter dem aktuellen Bankchef José Ignacio Goirigolzarri. Zugleich habe man hohe Immobilienverluste durch Refinanzierung maroder Firmen kaschiert, so ein BdE-Bericht. (Jan Marot aus Granada, DER STANDARD, 11.12.2014)