Was mit sechs Wochen noch so aussah ...

Foto: ofhotdogs.at

... hat früh gemerkt, wie man an Futter kommt ...

Foto: Nicole Rauscher

... und sieht heute so aus.

Foto: Nicole Rauscher

Manchmal hingegen auch so.

Foto: Nicole Rauscher

Wenn von Hunde- und Katzenmenschen die Rede ist, stecke ich im Zwiespalt. So sehr ich die geschauspielerte Arroganz und Unabhängigkeit der Katerstrophen liebe – den Willen unseres Labradormädels zur Kooperation und zum Gefallen schätze ich mindestens genauso. Mit jeder Menge Charme und unfreiwilligem Slapstick hat Arya unser Leben seit ihrem Einzug Anfang November 2012 auf den Kopf gestellt und beim männlichen Ende der Leine jeglichen noch so kleinen Anflug von Hundeangst weggewischt.

Drei Jahre zuvor wurde noch mit Auszug gedroht. Subtil, aber beharrlich höhlte ich den Widerstand bis zum Sommer aus, in dem Arya geboren wurde. Beim Besuchstag im Alter von sieben Wochen war es schließlich um ihn geschehen, als er das herzige Welpinchen zum ersten Mal auf dem Arm hatte; und zwar so lange, bis er ihm taub wurde. Mittlerweile höre ich ihn in Gesprächen Giovanni Battista Bernardone, besser bekannt als Franz von Assisi, zitieren: "Wenn mir mein Hund das Liebste ist, so denk ich nicht an Sünde. Mein Hund bleibt mir im Sturme treu, der Mensch nicht mal im Winde."

Bevor ein Hund einzieht ...

Hundehaltung bedeutet Verantwortung, im Idealfall bis zu 16 Jahre lang. Nur ein zufriedener Hund ist auch glücklich und in weiterer Folge eine Bereicherung.

Bei Mietwohnungen ist zu klären, ob Hundehaltung erlaubt ist. Zwar wurde das generelle Verbot der Tierhaltung bereits höchstgerichtlich untersagt, ein spezifisches Hunde- oder Katzenverbot ist in neuen Mietverträgen jedoch ebenso zulässig wie eines aufgrund von Geruchs- oder Lärmbelästigung der Nachbarn. Spätestens wenn Sie einen Hund wollen, sollten Sie in Erwägung ziehen, das liebevoll gepflegte Kriegsbeil zu begraben. Bedenken Sie auch, dass Ihr treuherziger Liebling im Falle eines Umzugs eventuell die Wohnungssuche erschwert.

Riechen wie ein nasser Hund

Trocken und sofern sie sich nicht in etwas Ekelhaftem und/oder Totem gewälzt hat, stinkt Arya nicht. Allerdings wird "Nasser Hund" sicher keines meiner Lieblingsparfums. Das sonst pflegeleichte Fell saugt sich bei Regen mit Straßendreck voll, und im Winter zieren fleckige Hundehandtücher die Haken neben unserer Wohnungstür.

Während das Saubermachen nach dem Spaziergang leicht trainiert werden kann, lassen sich andere spontane Bedürfnisse nicht in Schranken weisen. Wenn sich der 25-kg-Labrador auf den Parkettboden oder neuen Teppich übergibt, wird der Unterschied zur Katze recht anschaulich dargestellt. Gerade im Welpenalter passieren noch weitere Missgeschicke, wofür es ein bisschen Gelassenheit und die entsprechenden Putzmittel braucht. Es ist außerdem faszinierend bis unfassbar, wie viele Haare dieser Hund verlieren kann, vor allem in Zeiten des Fellwechsels.

Hunde verlangen Beschäftigung und Auslauf

Hunde können zwar alleine bleiben, doch keiner ist gern zehn Stunden am Tag sich selbst überlassen. Es reicht nicht aus, den unterbeschäftigten Hund vor und nach der Arbeit kurz in den Garten zu schicken oder die schnelle Runde um den Block zu machen. Schließlich sind Ihre Rückkehr und die gemeinsame Zeit sein Highlight des Tages. Kopf- und Nasenarbeit ermüden mehr als jeder noch so lange Spaziergang an der Leine und wenn dann noch getobt und gespielt werden darf, ist das Hundeleben perfekt. Dies muss zusätzlich zu allen bisherigen Verpflichtungen eingeplant werden, denn ist der Hund nicht ausgelastet, fangen die Probleme an.

Hunde bedürfen der Erziehung und des Trainings

Für den Hund ist es relativ unbedeutend, auf Kommando sitzen, liegen und warten zu können. Weil sich der Mensch im Normalfall aber lieber reibungsfrei im sozialen Raum bewegt, hat Training hohe Priorität – es sei denn, Sie gehen gerne zur Bully-Stoßzeit gen 22.00 Uhr Gassi. Einen Hund nach modernen Methoden gewaltfrei zu erziehen kostet Zeit und Geduld. Vor allem Welpen bedeuten Arbeit: Sie sind nicht stubenrein, kennen keine Kommandos oder Verbote und werden rassenabhängig erst mit zwei bis drei Jahren richtig erwachsen. Viel zu oft landet der niedliche Welpe später unverschuldet als unerziehbarer, rüpelhafter Junghund im Tierheim.

Natürlich legt nicht jeder Tierschutzhund problematisches Verhalten an den Tag: Oft werden tolle Hunde wegen Scheidung, Krankheit oder Tod abgegeben (auch dafür gibt es mittlerweile eine Versicherung). Für Ersthalter ohne Erfahrung und Möglichkeit, sich in der Eingewöhnungsphase Urlaub zu nehmen, ist ein solcher Hund oft die bessere Wahl.

Hunde sind ein teurer Spaß

Abgesehen von den Anschaffungskosten, Ausgaben für regelmäßige Impfungen und Gesundheitschecks, anlassbedingte Unterbringung, Futter und Spielzeug, kommt es vor, dass sich der Hund verletzt, krank wird oder etwas kaputtmacht. Ein Winterausflug in eine Wiener Hundezone im ersten Jahr endete für Arya nach zehn Minuten mit einem langem Schnitt am Hinterlauf vom dortigen Zaun, für uns mit einer Tierarztrechnung über 250 Euro. Neben der in Wien obligatorischen Hundesteuer und -haftpflicht kann also eine Tierversicherung sinnvoll sein.

Wer keine Erfahrung in Hundeerziehung mitbringt, sollte Kosten für Trainer oder Kurse in der Hundeschule mit einkalkulieren, denn TV-Sendungen über Hundetraining sind nette bis fragwürdige Unterhaltung, ersetzen aber kein Fachwissen.

Hunde mag nicht jeder

Wenn ein entsetztes "In der Stadt?!?!?!" die erste Frage ist, mit der auf Ihren Hundewunsch reagiert wird, haben Sie wahrscheinlich einen hundefreien Freundeskreis oder leben in Wien. Scherz beiseite: Hunde haben nicht nur in den ewigen Weiten des World Wide Web, sondern auch in der Realität weniger Fans als Katzen.

Es kann sein, dass Einladungen künftig neben "uAwg" das Kürzel "oH" (ohne Hund) enthalten, Besuche kürzer werden oder ausschließlich im Vorzimmer oder unter der Auflage stattfinden, dass die "Bestie" weggesperrt wird. Mitunter wechseln wildfremde Menschen hektisch die Straßenseite oder man verweigert Ihnen in der U-Bahn wild kreischend den Sitzplatz, weil der angeleinte, bemaulkorbte Hund eine Bedrohung darstelle. Wer also empfindlich auf lautstarke Antipathie reagiert, ist mit einem Hund möglicherweise schlecht beraten.

Wenn Sie jetzt noch nicht den Kopf schütteln, ist ein Hund vielleicht genau das, was Sie brauchen! (Nicole Rauscher, derStandard.at, 11.12.2014)