Kiew -

Auch die jüngste Waffenruhe in der Ostukraine erweist sich offenbar als brüchig. Nach Angaben der ukrainischen Armee wurden binnen 24 Stunden drei Soldaten getötet und acht weitere verletzt. Dies seien die ersten Todesopfer seit Beginn der neuen Waffenruhe am Dienstag, sagte Armeesprecher Andrej Lyssenko am Donnerstag.

Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko forderte Russland auf, seine Truppen aus der Ukraine abzuziehen und "die Grenze zu schließen".

Seit Beginn der Feuerpause am Dienstag sei diese bereits 22 Mal gebrochen worden, sagte Lyssenko. "Die Terroristen verstoßen weiter gegen die Vereinbarungen und feuern auf Positionen der ukrainischen Armee und von Zivilisten", sagte Lyssenko weiter. Dabei seien Panzer und Artillerie zum Einsatz gekommen. Seine Truppen hätten jedoch nicht reagiert.

Waffenruhe zunächst eingehalten

Ersten Berichten zufolge war die neue Waffenruhe in der Ostukraine zunächst weitgehend eingehalten worden. In der Rebellenhochburg Donezk verlief die Nacht "ohne größeren Beschuss", teilte die Stadtverwaltung mit. Eine AFP-Journalistin berichtete von mehreren Artilleriesalven am Morgen in der Nähe des zuletzt heftig umkämpften Flughafens.

Später berichtete ein weiterer AFP-Journalist aus dem Dorf Piski beim Flughafen über Beschuss mit schweren Waffen. In Schastje in der Region Luhansk (Lugansk), wo Rebellen wiederholt versuchten ein Kraftwerk einzunehmen, blieb es ruhig.

Auf die Waffenruhe hatten sich die ukrainische Regierung und die Führung der prorussischen Rebellen in der vergangenen Woche verständigt. Es ist allerdings nicht die erste Vereinbarung dieser Art. Eigentlich sollten im Osten des Landes laut dem Abkommen von Minsk bereits seit Anfang September die Waffen schweigen, was jedoch scheiterte. Weiter unklar ist, wann die geplanten Friedensverhandlungen zwischen den Konfliktparteien anfangen könnten. Als möglicher Termin für den Beginn der Gespräche gilt der Freitag.

Der ukrainische Präsident Poroschenko sagte am Donnerstag bei einem Besuch im australischen Melbourne an die Adresse Moskaus gerichtet, es sei "sehr einfach", zu "Frieden und Stabilität in der Ukraine" zurückzukehren. "Bitte zieht eure Truppen von meinem Gebiet ab", sagte er an der Seite des australischen Premierministers Tony Abbott. "Bitte stellt das Feuer ein, bitte schließt die Grenze." Er könne versprechen, dass dann innerhalb weniger Wochen wieder Frieden herrsche. Russland müsse sich an den Friedensplan von Minsk halten.

Abbott sagte der Ukraine die Unterstützung seines Landes zu. Australien solidarisiere sich mit einer "freien Ukraine" und werde "alles tun", um das Land zu unterstützen. Die Beziehungen zwischen Canberra und Moskau sind wegen des Absturzes der Passagiermaschine MH17 über der Ostukraine angespannt - unter den Opfern waren auch dutzende Australier.

Die ukrainische Regierung und der Westen sind der Ansicht, dass prorussische Kräfte das Flugzeug mit einer russischen Rakete abschossen. Moskau sieht die Verantwortung hingegen bei Kiew. Knapp fünf Monate nach dem Absturz Mitte Juli sind mittlerweile 294 der 298 Todesopfer identifiziert. (APA, 11.12.2014)