Dabbawallas für Wien, das wär's. Wird es nicht spielen, aber man darf ja träumen. Das Dabbawalla-System, dank dem in einem Zwölf-Millionen-Chaos wie Mumbai hunderttausende Arbeitnehmer pünktlich zu Mittag das frischgekochte Curry ihrer Frau per Fahrradbote (Dabbawalla) erhalten - und wie dieses System von jeher ohne Computer oder Ähnliches funktioniert -, das ist schon ein grandioses Zeugnis für das Genie Mensch, das nur wartet, auch in uns geweckt zu werden.
Dabbawallas wird es eher nie bei uns geben, aber wir sind ja gewöhnt, erst einmal kleine Semmeln zu backen. Insofern darf angesichts der "Dabba" getauften Initiative des Unternehmers Gregor Kadanka durchaus Freude aufkommen. Aus Unzufriedenheit über sein allzu eintöniges – und stets in Eile zu verzehrendes – Mittagsmahl hat dieser nämlich beschlossen, zur Selbsthilfe zu greifen.
Vier Currys täglich
In der Faulmanngasse beim Naschmarkt hält er in Kooperation mit den netten Leuten vom indischen Restaurant Nam Nam seit vergangener Woche ein Loch in der Wand geöffnet, wo werktags von 11 bis 15 Uhr viererlei im Nam Nam vorgefertigte Currys – zwei vegetarisch (davon eines vegan) und zwei mit Fleisch oder Fisch – feilgeboten werden. Stammgäste sollten sich vor Ort ein Dabba-Geschirr aus Blech kaufen, z'wegen Nachhaltigkeit und Anmut der Präsentation. Laufkunden bekommen ihr Essen in Pappbecher gelöffelt.
Was soll man sagen: Die täglich wechselnden Currys sind nicht anders als köstlich, die Preise (vor allem im Vergleich mit anderen Takeaway-Verdienern wie Henry & Co) von rührender Kulanz, die Abfertigung der Kunden ebenso charmant wie zeiteffizient. Es wundert nicht, dass ob des Erfolgs bereits weitere Standorte in Planung sind. Jetzt muss nur noch ein Wunsch in Erfüllung gehen: dass das nächste Dabba in unmittelbarer Nähe zum jeweiligen Arbeitsplatz eröffne. Zu allererst natürlich hier bei uns! Danke. (Cortis Nährwert, DER STANDARD, 6.12.2014)