London - Nach Skandalen im Showbusiness und in der Kirche steht eine weitere britische Institution wegen umfangreicher Missbrauchsvorwürfe am Pranger: 56 Betroffene hätten Klage gegen den Pfadfinderverband eingereicht oder würden dies vorbereiten, weil sie von ihren Pfadfinderführern sexuell missbraucht worden seien, berichtete die BBC am Mittwochabend.

Der Verband erklärte in einer Reaktion, seit 2012 habe es 36 Anzeigen gegeben und den Opfern seien 500.000 Pfund (633.000 Euro) an Entschädigung gezahlt worden. "Wir entschuldigen uns bei all jenen, die als Pfadfinder belästigt worden sind", erklärte der Verband. Nach Angaben eines Anwaltes, der mehrere Betroffene vertritt, ist bisher nur die Spitze des Eisbergs bekannt geworden. Allein nach der Ausstrahlung der BBC-Sendung hätten sich rund 30 weitere mutmaßliche Opfer bei ihm gemeldet, sagte David McClenaghan am Donnerstag.

Die BBC berichtete insbesondere über zwei Fälle, die bis in die 1960er-Jahre zurückreichen. Demnach wurden die beiden mutmaßlichen Täter nicht angezeigt, obwohl der Pfadfinderverband über ihre Verbrechen informiert war. Die Organisation bedauerte rückblickend ihr Versagen, erklärte aber, heutzutage würden entsprechende Kenntnisse sofort an die Polizei weitergeleitet. Die britischen Pfadfinder zählen 550.000 Mitglieder, darunter 100.000 ehrenamtliche Erwachsene. (APA, 11.12.2014)