Wien - Die Kernkompetenz des Intendanten- und Kuratorentums liegt nicht darin, in der Welt herumzufliegen und dort diverse Künstler bei der Ausübung ihres Berufs als Schauspieler, Musiker, Performance-Artisten oder als Teile sozialer Plastiken zu beobachten. Je nach zeitlicher Verfügbarkeit und Angeboten, die diese dann nicht abschlagen können, wird dann für das eigene Festival eine Inszenierung in den Warenkorb gelegt und zur Kassa gegangen. Das ist der leichte Teil.

Wichtiger allerdings ist natürlich, in den über das Jahr zusammengekauften Kuddelmuddel aus Schauspiel, Musik, Performance und sozialer Plastik eine Ordnung hineinzubringen. Die Kunst der Programmierung liegt also in der Findung eines Mottos.

In Zusammenarbeit mit dem Donaufestival in Krems laden der dortige Langzeit- und kommende Wiener-Festwochen-Intendant Thomas Zierhofer-Kin und seine performative Hausband God's Entertainment nun unter dem knalligen Motto Real Deal! an zwei Tagen ins Wiener Wuk. Dort will man sich laut Leitwort künstlerisch und doch sehr kokett fragen, was passiert, wenn das Bedürfnis nach Kunst verlorengeht.

Zumindest dürften die etwaigen Ergebnisse nicht so deprimierend ausfallen wie eine etwaige Straßenbefragung in Wien. Deren Schwankungsbreite dürfte zwischen Mir-Wurscht, Kochkunst, Rapid und Helene Fischer gut definiert sein. Im Wuk sollen auch diese emotionalen Bereiche analysiert, psychedelisiert, dekonstruiert und theatralisiert werden - was immer ein sicheres Zeichen dafür ist, dass man fürs Einüben der Choreografie zu wenig Zeit hatte.

Neben God's Entertainment werden diesem "Remix der Performancekünste und Clubkultur", diesem "Karneval der diplomierten Zuschauer", diesem "Mantra für Unbefriedigte", der "Pre-formance für ein neues Zeitalter, eine Turbospekulation" als Handlungsteile bewährte Kräfte wie die New Yorker Performance-Veteranin Ann Liv Young oder Klangpoet Jaap Blonk angehören. Von Geheimagentur alias Majic Antonski gibt es irgendwas mit Jesus, auf dem Wasser wandeln und ein Schwein verzaubern. Musikalisch wird mit dem heimischen Trio Shrack! eine echte und wirklich tolle Alternative zur Technoband Elektro Guzzi geboten.

Aus London reist die Maschinengewehr-Rapperin Lady Leshurr an, aus Berlin der Brite Kevin Martin alias The Bug, gemeinsam mit MC Flowdan. Hier wird das Abendland mit unterirdisch gezündeten Bassbomben defundamentalisiert. (Christian Schachinger, DER STANDARD, 12.12.2014)