Wien - Gustav Mahler hat die Kontrabässe geliebt, ihnen immer wieder ganz besondere Aufgaben gegeben und sie besonders gerne "in den höchsten Tönen quieken" lassen. Insofern war es nicht ohne Hintersinn, bei Konzerten im Wiener Musikverein, im Konzerthaus sowie in Budapest seine 5. Symphonie im selben Programm zu spielen wie ein Konzert für Kontrabass und Orchester. Letzteres ist mit Sicherheit noch rarer als eine rundweg gelungene Mahler-Aufführung: In der über 170-jährigen Geschichte der Wiener Philharmoniker war es erst das zweite (!) Mal, dass ein Vertreter dieses Instruments mit dem Klangkörper musizieren durfte. Es mag Inspirierteres geben als das Kontrabass-Konzert von Johann Baptist Vanhal. Doch die Virtuosität von Ödön Rácz, Solokontrabassist der Philharmoniker und des Staatsopernorchesters, war nicht minder erstaunlich als sein Vermögen, musikantische Lust und Sinn zu vermitteln.

Im Vorfeld wurde das Instrument einer besonders anspruchsvollen Zielgruppe vorgestellt: jenen Schülerinnen und Schülern, die im Großen Konzerthaussaal zu einer Stunde für das Vermittlungsprogramm "passwort: klassik" gekommen waren. Launig spielten die Bassisten des Orchesters in verschiedenen Formationen und auch mit jungen Mitwirkenden Arrangements von Johann Strauß bis Jazz, nicht minder launig moderierte Solobassist Herbert Mayr das lockere Potpourri und stellte auch seinen Kollegen Bartosz Sikorski vor, der als bildender Künstler "nebenbei" multimediale grafisch-elektroakustische Arbeiten produziert. Michael Tilson-Thomas, der auch die Konzerte für die Großen leitete, zeigte gleichfalls ein pädagogisches Händchen, indem er in ein, zwei Minuten dem gesamten Auditorium einen Schnellsiedekurs in Dirigieren gab.

Musikvermittlung kann gewollt, didaktisch wirken: Hier war dies nicht der Fall. Im Vordergrund stand die Freude - und das schien beim jungen Publikum auch so anzukommen. Und obwohl so gerne davon geredet wird, dass alles getan werden müsse, um einem künftigen Publikumsschwund in jungen Jahren vorzubeugen: Es wirkte dann doch so, als ginge es weniger darum, sondern um das Erlebnis. Und das ist wohl das einzig Richtige. (daen, DER STANDARD, 12.12.2014)