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Von Redha al-Najar gibt es kein gesichertes Bild.

Foto: AP/Martin

Er war das Versuchskaninchen: Redha al-Najar, mutmaßlich Leibwächter von Terrorchef Osama Bin Laden, sollte laut aktuellem CIA-Bericht mit diversen Foltermethoden gefügig gemacht werden. Kurz nach 9/11 wurde der gebürtige Tunesier festgenommen und 2002 in ein neues Gefangenenlager mit dem Decknamen "Cobalt" in der Nähe von Kabul gebracht.

Dort wurden jene verschärften Verhörmethoden entwickelt, die später als "Modell" fungierten - wie CIA-Beamte selbst sagen. Der Bericht des US-Senats listet die Foltermethoden, mit denen die CIA versuchte, an Informationen über Bin Ladens Familie heranzukommen, penibel auf. Sie reichen von Dauerbeschallung mit lauter Musik, Kälte, Dunkelheit bis hin zu kontinuierlichem Schlafentzug durch unentwegte Verhöre.

Najar musste bis zu 22 Stunden vermummt mit über dem Kopf angeketteten Händen stillstehen. Währenddessen trug er eine Windel. Nach Monaten der Folter beschreiben CIA-Beamte den Gefangenen als "gebrochenen Mann", der aufgrund seiner Isolation kurz vor einem kompletten Zusammenbruch stehe.

An Afghanistan überstellt

Die Tortur ist bis zum heutigen Tag nicht beendet, auch wenn beispielsweise US-Präsident George W. Bush schon 2002 über die Details von Najars "Behandlung" informiert gewesen sein und sein Unbehagen geäußert haben soll.

Zwei Jahre verbrachte Najar, ohne dass seine Familie über den Aufenthaltsort informiert wurde, in sogenannten Black Sites (Geheimgefängnissen), bis er in das Militärgefängnis Bagram nahe dem Hauptquartier der US-Streitkräfte in Afghanistan transferiert wurde, wo er bis vor einer Woche einsaß.

Sechs Tage bevor nun die US-Regierung dem Obersten Gerichtshof zu Najars Behandlung Rechenschaft hätte ablegen müssen, wurde der heute 48-Jährige an Afghanistan übergeben. Das US-Militärgefängnis Bagram sei fortan, wie im Abzugsplan vereinbart, geschlossen, begründen die Behörden den kurzfristigen Schritt.

Najars Anwältin, die Amerikanerin Tina Foster, die vor sämtliche US-Gerichtsinstanzen gezogen ist, um ihrem Mandanten ein Verfahren zu ermöglichen, glaubt nicht an einen zeitlichen Zufall. "Das ist nur ein weiterer Weg, um sich dem Rechtssystem zu entziehen", sagt sie zur Nachrichtenagentur Reuters. Die Auslieferung an Afghanistan mache es nun noch schwieriger, alle Beteiligten juristisch zur Verantwortung zu ziehen. (Teresa Eder, DER STANDARD, 12.12.2014)