Die Gefahr, dass es zu laut werden könnte am Wörthersee, hat im Winter nie bestanden - im Gegenteil. Während es in den Sommermonaten an den Gestaden von Kärntens größtem Gewässer nie lustig genug zugehen kann, wurden über Jahre meist schon mit dem Fall der ersten Blätter, allerspätestens aber mit dem ersten Schnee die Gehsteige rund um den See hochgeklappt. Und es ward ruhig bis Ostern.

Foto: Tourismusinformation Pörtschach, Assam

Zu ruhig, wie immer mehr Einheimische, und darunter beileibe nicht nur Gastwirte und Hoteliers, meinten. Besinnlichkeit schön und gut: Aber Orte, wo bestenfalls noch ein Lebensmittelladen offen hat, schlechtestenfalls aber gar nichts mehr aufsperrt in der stilleren Zeit, sterben über kurz oder lang aus.

Zuckersüße Kekse

Wer im Abstand einiger Jahre einen vorweihnachtlichen Stopp in Pörtschach oder Velden einlegt, wird insbesondere an den Wochenenden feststellen, dass sich etwas zum Positiven verändert hat. Menschen stehen zusammen, singen Adventlieder, stellen Stände auf, verkaufen Selbstgemachtes. Auch werden zuckersüße Kekse gereicht, Glühwein mit Schuss und vielerlei mehr. Zugegeben - das gibt es mittlerweile auf hunderten Adventmärkten anderswo in Österreich auch.

Das Besondere am "Stillen Advent" im südlichsten Bundesland ist aber die Kulisse mit den sich im Wasser spiegelnden Lichtgirlanden, die so liebevoll um die Bäume an der Uferpromenade gewickelt wurden.

Foto: Tourismusinformation Pörtschach, Assam

Insgeheim fragt man sich schon, warum es das alles nicht schon viel früher gegeben hat. Aber wie gesagt, die Gehsteige waren hier bis vor nicht allzu langer Zeit mit Abreise der letzten Sommer- bzw. Herbstgäste oben und wurden erst wieder aufgeklappt, wenn der letzte Schnee geschmolzen war und das erste Schleckeis zum Promenieren im Freien einlud.

Immer mehr Betriebe sperren in der Adventzeit auf

"Es war ein hartes Stück Arbeit," erinnert sich Gabi Schaller im Gespräch an die Anfänge. Vor fünf Jahren haben sich einige gestandene Touristiker, darunter auch die umtriebige Direktorin des Vier-Sterne-Superior-Hotels Werzers in Pörtschach zusammengetan, um etwas zu bewegen. Ein Hotelbetrieb, der alleine offen halten will und keine Nachahmer findet, hat es schwer. Totenstille schreckt selbst die wohlmeinendsten Gäste ab. Eine Konditorei, ein Kaffeehaus, Geschäfte, eventuell ein Friseur, der offen hat, ein Blumenladen - das ist ein guter Anfang. Inzwischen sperren nach einer Pause im Herbst immer mehr Betriebe auch in der Adventzeit auf.

Foto: Tourismusinformation Pörtschach, Assam

Hotels, die zusammen etwa 4.000 Betten haben, erwarten nun auch im Winter Gäste, erzählt der Tourismusdirektor der Wörtherseeregion, Roland Sint. Bei rund 21.000 Gästebetten, die es insgesamt in der Region gibt, ist das knapp ein Fünftel. Nur eine Handvoll Betriebe hat das ganze Jahr geöffnet. Vordringliches Ziel der Tourismusverantwortlichen ist es, fürs erste die Saison zu verlängern.

Velden hat begonnen, einen eigenen Adventmarkt zu gestalten mit viel Brauchtum und Handwerk, aber auch mit einem Schwerpunkt auf Kinder und Familie. Pörtschach hat seinen Fokus hingegen stärker auf Kultur und Konzerte gelegt. Haben bisher beide Märkte nebeneinander existiert, ist heuer erstmals ein Brückenschlag gelungen. Wobei die Brücke mobil und eigentlich ein Schiff ist.

Ein Schiff wird kommen

Mehrmals täglich legt es in Pörtschach ab und nimmt Kurs auf Velden. Eine knappe Dreiviertelstunde dauert die Überfahrt, mit Maria Wörth und der gleichnamigen Wallfahrtskirche als nicht zu übersehendem Blickfang und einer Traumkulisse, die umso schöner wird, je weiter die früh einsetzende Dunkelheit voranschreitet.

Foto: Tourismusinformation Pörtschach, Assam

Baden im See möchte freiwillig niemand in der stillen Zeit. Der See hat kalte sieben Grad und wird im Lauf der nächsten Wochen noch eine Spur kühler. Abschreckend, gäbe es da nicht die Möglichkeit, in einer Finnensauna vorzuglühen, etwa in Werzers Badehaus, einem architektonischen Juwel. Es steht auf Stützen und legt die Rutsche ins kühle Nass.

Lange hält man’s zwar dort drinnen nicht aus, der Blick auf das Treiben am nahen Adventsmarkt ist aber überwältigend. Wem anschließend nicht automatisch warm ist, kann dann immer noch einen Glühwein trinken. (Günther Strobl, DER STANDARD, 13.12.2014)