Wien - Siemens beeinsprucht die Vergabe für den Bau der neuen Straßenbahn-Generation der Wiener Linien an den Konkurrenten Bombardier. Das teilte ein Sprecher am Freitag mit. Man hege Zweifel an "wesentlichen Entscheidungsgrundlagen", hieß es. Vor allem die Standards in Sachen Barrierefreiheit sehe man beim Siegermodell nicht erfüllt.

Der Einspruch wurde innerhalb der dafür in der Ausschreibung genannten Frist beim Wiener Verwaltungsgerichtshof eingebracht. Die Wiener Linien haben sich zuletzt dafür entschieden, bei Bombardier bis zu 156 Niederflur-Bims des Typs "Flexity" zu bestellen. Ab 2018 soll ausgeliefert werden. Siemens hatte sich mit dem Konkurrenzmodell "ULF" beworben.

Bombardier reagiert gelassen

Bei Bombardier zeigte man sich am Freitag relativ gelassen über den Siemens-Einspruch: "Wir sind der Ansicht, dass die Wiener Linien ein transparentes Vergabeverfahren durchgeführt haben", betonte dort eine Sprecherin auf Anfrage der APA. Details wolle man nicht kommentieren: "Wir nehmen den Einspruch zur Kenntnis."

Bei den Wiener Linien glaubt man nicht, dass der nun erfolgte Schritt viel ändern wird: "Wir gehen davon aus, dass das Gericht unsere Entscheidung bestätigen wird", erklärte ein Sprecher. Er verwies auf den im Verfahren angewendeten Kriterienkatalog. Dieser sei von allen Teilnehmern akzeptiert worden. Man gehe auch davon aus, dass Bombardier die Garnituren so wie vereinbart liefern könne.

Beide Werke in Wien

Das Volumen des Straßenbahnauftrags beträgt insgesamt 562 Mio. Euro. Der Einspruch beim Landesverwaltungsgericht sei auch gemacht worden, um die Interessen des Standorts in Wien zu wahren, wurde bei Siemens betont. Die bisherigen ULF-Garnituren waren im Werk in Simmering produziert worden. Die neuen Bombardier-Züge werden allerdings ebenfalls in der Bundeshauptstadt - im Werk in der Donaustadt - gefertigt.

Mit der Anschaffung der neuen Züge werden die alten Straßenbahnen sukzessive weiter ausgemustert. Spätestens 2026 wird dann keine Hochflur-Bim mit Stufeneinstieg mehr in Wien unterwegs sein. Die zum Zug gekommenen "Flexity"-Garnituren entsprechen allesamt in etwa den Ausmaßen eines langen ULF-Zuges. Sie bieten 211 Fahrgästen Platz und sind 34 Meter lang.

Vertrag über Wartung

Der Auftrag inkludiert auch einen Wartungsvertrag. Das heißt: Die laufende Wartung wird zwar weiterhin mit Wiener-Linien-Personal erledigt, allerdings - im Gegensatz zu den ULF-Serien von Siemens - im Auftrag und auf Risiko des Herstellers Bombardier. In Wien sind seit 1997 Niederflurstraßenbahnen unterwegs, die bis dato allesamt von Siemens gestellt wurden. Von den bestellten ULF-Zügen sind laut Verkehrsbetrieben aktuell noch 45 ausständig. Sie sollen bis 2017 geliefert werden. (APA, derStandard.at, 12.12.2014)