Dezember 2014, und wieder sprießen die Kekse so üppig wie Aknepusteln im Antlitz der Pubertierenden. Welch Enttäuschung. Da legt man sich jahrelang kolumnistisch ins Zeug, um dieser feisten Pest den Garaus zu machen, aber nichts da!

Unverdrossen schieben die österreichischen Hausfrauen und Hausmänner ein Blech ums andere mit den schmierigen Lümmeln in die Ofenrohre, um die besten Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass das Bauchschmer ihrer Lieben binnen vierzehn Tagen aufs Dreifache anwächst. Schmeck's, Wamperter! Denn, Leser dieser Kolumne wissen es, Keksbacken ist seit je die Kunst, die größtmögliche Anzahl von Kalorien auf kleinstmöglichem Raum unterzubringen. Molekularküche im Dienste der Adipositas! Erst wird gefressen, doch dann kommt nicht die Moral, sondern monatelanges Punktezählen bei den Weight Watchers.

Um den Konsumenten zum Verzehr zu animieren, ist dem Kleingebäck kein Trick zu schäbig. Als Lockmittel ist natürlich auch Sex im Spiel. Da fläzt sich eine rollige Rumkugel, tückisch feminine Formen vortäuschend, lasziv auf dem Präsentierteller, dort wiederum reckt sich ein gampriges Nusstangerl phallisch dem potenziellen Leckermäulchen entgegen. Durchschaubar? Gewiss. Aber der Geist ist willig, und das Fleisch schwach.

Traurig auch, dass es nirgendwo Schonung gibt, weil die ganze Stadt zu einer einzigen Keksfalle geworden ist. Keine Behörde, kein Bordell, keine Bank, die ihre Dienstleistungen nicht mit Keksgaben versüßte. Selbst die Hypo Alpe Adria verschenkt großzügig Gratispleitekrapferln, um einen Ausgleich zu den zwanzig Milliarden zu schaffen, mit denen sie uns allen auf der Tasche liegt. Herzlichen Dank!

Wie schon in den vergangenen Jahren gibt der Krisenkolumnist den Rat, wenigstens jene Kekssorten zu bevorzugen, bei denen sich selbst Naschkatzen recht gut zurückhalten können. Hier drei erprobte Rezepte:

Trockene Zweige: (guter Baumkuchenersatz!) 50 dkg gemischte dürre Zweige (Buche, Eiche, ev. Ahorn) mit Zuckerglasur bestreichen. Handwarm servieren.

Betonbusserl: Zwei Kilo schnellhärtenden Betons mit der gleichen Menge Rum anrühren, Busserl ausstechen, trocknen lassen.

Kalorienbomben: Vier Dutzend Schwedenbomben mit toskanischem Lardo umwickeln, panieren und in Rapsöl herausbacken. Dazu passt ein Gläschen Rotwein. (Christoph Winder, Album, DER STANDARD, 13./14.12.2014)