Natürlich braucht niemand am Berg frischen Espresso. Aber: Wenn wir so anfangen, kommen wir zur Conclusio, dass der Mensch grundsätzlich a) weder Espresso noch b) Berge braucht.

Einigen wir uns aber darauf, dass Espresso am Berg ein Erste-Welt-Problem ist, mit dem man kokettieren darf, ist der Weg zur "Handpresso" nicht weit – und der Weg von ihr weg noch kürzer.

Bei mir schaffte es die Fahrradpumpe-mit-Plexiglaskuppel nicht mal vom Balkon in den Park: Die Handpresso ist ein Gag. Wenn überhaupt.

Die Espresso-am-Berg-Sache begann vor sieben Jahren. Ein Südtiroler Bergführer packte da auf 3300 Metern auf dem Gipfel eine Eigenbau-Nano-Espressomaschine aus. Die Kombination aus Berg, Pulverschnee und dem Geruch von italienischem Espresso war der Hammer. Der Haken: Mehr als zwei Tassen gingen sich nicht aus.

Foto: Thomas Rottenberg

Seit damals lachen mich neue Backcountry-Buddies oft aus: Wieso ich den Campingkocher und die verbeulte Mokkakanne einpacke? Außer grotesk sei das nur eines: Ballast. Ich lasse sie lachen. Aber wer unten am lautesten lästert, muss oben am längsten betteln. Mittlerweile teilen wir uns Kaffee & Klumpert (keine 700 Gramm) meist auf mehrere Rucksäcke auf.

Foto: Thomas Rottenberg

Voriges Jahr schenkte man mir dann die "Handpresso". Im Ledercase-Outdoor-Set. Darüber kann man streiten – über den "Bug" des Dinges nicht: Das heiße Wasser muss man in der Thermoskanne mitnehmen. So viel zu "frisch gebrüht". Beim Zubereiten wird das Wasser dann in die Klarsichtkuppel geleert. Kaffee-Tab drauf, zuschrauben, umdrehen und per Handpumpe 16 Bar Druck machen: Auch wenn wir (daheim) fast kochendes Wasser nahmen, war das, was in den Tassen ankam, nur lau, fad und schal: Die Handpresso schaffte es nicht nicht einmal zum Picknick in den Augarten.

Handpresso: Im "Outdoor Set" online um 140 Euro zu finden. Mokkakannen: ab 4.90 Euro. Campingkocher (Gaskartusche und Kochaufsatz): ab 20 Euro.
Foto: Thomas Rottenberg

Dass man mit einem Campingkocher im Notfall mehr anfangen kann als mit einer Fahrradpumpe? Geschenkt – aber hier geht es grad nur um Genuss in Gesellschaft: Mokka-Duft zieht Alpinisten am Berg scheinbar magisch an: Das Lachen der Leute, die man so kennenlernt, ist das bisserl Mehrgewicht allemal wert. (Thomas Rottenberg, derStandard.at, 14.12.2014)