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Die Lage sei noch fragil, so Ursula von der Leyen bei ihrem Truppenbesuch in Afghanistan.

Foto: AP Photo/John MacDougall

Mazar-i-Sharif/Berlin - Wenige Tage vor dem Ende des Kampfeinsatzes in Afghanistan hat die deutsche Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen vor einem zu abrupten Abzug aus dem Land gewarnt. Die internationale Gemeinschaft habe am Hindukusch viel erreicht, aber die Lage sei noch fragil, sagte von der Leyen auf dem Flug ins nordafghanische Mazar-i-Sharif, wo sie am Samstag zu einem Truppenbesuch eintraf.

"Langsam herausgleiten"

Es sei daher richtig, dass nun zum Jahreswechsel dem bisherigen Kampf- ein reiner Ausbildungs- und Beratungseinsatz folge, mit dem die ausländischen Soldaten die afghanischen Sicherheitskräfte weiter begleiteten. Am Ende müsse es der internationalen Gemeinschaft gelingen, aus diesem Folgeeinsatz langsam herauszugleiten und das Land nicht zu abrupt zu verlassen, betonte sie.

Als warnendes Beispiel gilt der rasche Abzug der US-Truppen aus dem Irak 2011, nachdem sich beide Staaten nicht auf ein Truppenstatut einigen konnten. Nur drei Jahre später sah sich US-Präsident Barack Obama erneut zur Entsendung von US-Soldaten in das Land gezwungen, das wegen des Vormarsches der Extremistenmiliz Islamischer Staat in Chaos und Gewalt zu versinken droht. Auch Deutschland plant, zur Ausbildung von kurdischen Peschmerga-Kämpfern etwa hundert Bundeswehr-Soldaten in die Kurden-Hauptstadt Erbil im Nordirak zu entsenden.

Anschläge waren zu erwarten

In Afghanistan war der jüngste Anstieg der Anschläge nach Angaben der Ministerin zu erwarten. Kurz vor dem Ende des NATO-Kampfeinsatzes testeten die radikalislamischen Taliban die Stärke der einheimischen Sicherheitskräfte aus, zielten aber vor allem auch auf Zivilisten, sagte sie. Die Afghanen seien jedoch entschlossen, die Sicherheitslage stabil zu halten. Bei einem Anschlag auf ein französisches Kulturzentrum in der Hauptstadt Kabul war am Donnerstag ein Deutscher getötet worden.

Mehrere Tote am Freitag und Samstag

Am Samstag haben radikalislamische Taliban einen hochrangigen Mitarbeiter des Obersten Gerichtshofes erschossen. Gerichtssekretär Atikullah Raufi sei in Kabul auf dem Weg zur Arbeit getötet worden, bestätigte ein Polizeisprecher. Die Taliban bekannten sich zu dem Anschlag. Der Mann war am Samstag von Unbekannten erschossen worden, als er sein Haus verließ.

Ebenfalls am Samstag sind mindestens sechs Soldaten bei einem Selbstmordanschlag getötet worden. Der Täter habe die Bombe an der Tür eines Busses gezündet, in dem die Soldaten gesessen hätten, sagte ein Polizeisprecher. Zu dem Anschlag bekannte sich zunächst niemand.

Freitagabend waren zudem zwei ausländische Soldaten bei einem Bombenanschlag der Taliban auf einen NATO-Konvoi in der Nähe des US-Luftwaffenstützpunkts Bagram nördlich von Kabul getötet worden. Die beiden Toten sollen US-Soldaten gewesen sein, wie die Nachrichtenagentur Reuters am Samstag berichtete. (APA, 13.12.2014)