Knittelfeld - Der Knittelfelder Vizebürgermeister Markus Schöck (ÖVP) hat es nach eigenen Angaben schon immer gespürt: Ihn zieht es seit seiner Jugend zur katholischen Kirche. Nun macht der 37-jährige Steirer ernst, hängt seinen Posten als Politiker und jenen als Bezirksgeschäftsführer beim Roten Kreuz an den Nagel und beginnt ab Herbst 2015 die Ausbildung zum Priester, sagte er.
"Ich bin seit meiner Jugendzeit kirchlich aktiv, früher in der katholischen Jugend, dann in der Pfarre und in der Diözese. Vier Jahre lang ist der Gedanke in mir gereift und nun habe ich das Gefühl, Priester werden zu wollen", so Schöck. Er glaubt, es ist seine Berufung und einige hätten ihm schon früher gesagt: "Wirst sehen, du wirst noch Priester."
"Fortgehen werde ich schon noch"
Ab Herbst kommenden Jahres wird er daher an der theologischen Fakultät der Uni Graz mit dem Studium beginnen. Auf ihn warten neben der Mindeststudienzeit von zehn Semestern auch die Ausbildung im Grazer Priesterseminar, in das er ziehen wird. Für das klassische Studentenleben halte er sich zwar für zu alt, "aber fortgehen werde ich schon noch, ich bin gerne unter Menschen."
Die Entscheidung bedeutet für Schöck aber auch, sich "ein Stückerl mehr zurückzunehmen". Das Priesterleben schließt eine Partnerschaft aus. Damit habe er derzeit kein Problem, zumal er seit 2007 in keiner Beziehung lebe: "Klar hatte ich schon mehrere Partnerschaften und ich möchte keine missen, aber Familie und Kinder haben sich nie ergeben." Sollte er sich später doch wieder in eine Frau verlieben, "muss ich dann eben lernen, damit umzugehen": "Ich kann heute nicht sagen, wie ich mich entscheiden würde", meinte er.
Mitarbeiter beim Roten Kreuz
Sozial engagiert hatte sich der Obersteirer schon lange und zwar als Mitarbeiter beim Roten Kreuz. Dort ist er seit 2005 tätig, früher arbeitete er als Bauleiter. Dass er im Laufe seines beruflichen Werdegangs auch in die Politik gekommen ist, war eher nicht geplant: "Wer mich kennt weiß, der Politiker ist überraschend, aber ich war Quereinsteiger." Er dachte an die Möglichkeit, etwas zu bewegen, aber in der Opposition sei das "minimal" gewesen.
"Die Aufgaben als Politiker haben Spaß gemacht, es war eine interessante Tätigkeit, aber generell finde ich, es fehlt eine Kultur des Aufhörens in der österreichischen Politik." Er wünsche sich von anderen aktiven Politikern, dass sie sich früher aus ihren Ämtern zurückziehen können, nicht erst wenn Umfragen nicht mehr stimmen oder sie einen "Scherbenhaufen hinterlassen".
"Mehr Zeit zur Einkehr"
Ab Jänner 2015 wird seine Heimat Knittelfeld mit dem kleineren Apfelberg fusioniert. Von da an wird er nicht mehr Vizebürgermeister sein. Im März wird der Gemeinderat neu gewählt, wobei Schöck da schon nicht mehr kandidieren wird: "Hätte ich auch nicht, wenn es zu keiner Fusion gekommen wäre", fügte er noch hinzu. Vom Roten Kreuz, bei dem er bis Ende Juni 2015 noch Bezirksgeschäftsführer von Knittelfeld und Liezen ist, werde er sich nicht ganz zurückziehen, der 37-Jährige will ehrenamtlich aktiv bleiben.
Schöck weiß nicht genau, was er in zehn Jahren machen wird, aber er kann sich vorstellen, als Priester oder Seelsorger in einer Pfarre für die Menschen da zu sein und ihnen zuzuhören. Außerdem hofft er gerade zur Weihnachtszeit im Priesterseminar auf "mehr Zeit zur Einkehr": "Für mich ist der Advent keine Zeit der Stille, vor allem beruflich ist das derzeit nicht möglich." (APA, 13.12.2014)