Klagenfurt/Brückl/Wien - Trotz der Entwarnung von Experten in Sachen Hexachlorbenzol (HCB) bei einer Informationsveranstaltung des Landes Kärnten Freitagabend im Görtschitztal, mahnt die Greenpeace weiterhin zur Vorsicht. Es sei nicht bekannt, wie viel HCB tatsächlich über das Wietersdorfer Zementwerk in die Umwelt gelangt sei, so die Umweltorganisation. Die Angaben schwanken tatsächlich zwischen 25 und 900 Kilogramm.

"Solange nicht bekannt ist, wie viel HCB tatsächlich in die Umwelt und die Nahrungskette gelangt ist und vor allem, ob auch andere Umweltgifte in relevanten Mengen vom Zementwerk ausgestoßen wurden, halten wir es für verfrüht, eine Gesundheitsgefahr auszuschließen", erklärte Greenpeace-Chemiker Herwig Schuster. Umweltmediziner Michael Kundi hatte den Görtschitztalern hingegen bereits garantiert, "dass Sie keine Gesundheitsgefährdung erlitten haben."

Noch kein finales Untersuchungsergebnis

Und tatsächlich ist die Bandbreite der Menge des offensichtlich ausgestoßenen Umweltgiftes groß. Kärntens Umweltlandesrat Rolf Holub (Grüne) sagte bei der Informationsveranstaltung in Brückl, dass im "worst case" etwa 900 Kilogramm HCB emittiert worden seien. In einem Interview mit dem "Kurier" (Samstagsausgabe) erklärte hingegen der Geschäftsführer der Zementwerke, Wolfgang Mayr-Knoch, dass die Wietersdorfer Zementwerke "wahrscheinlich" in den zweieinhalb Jahren der Blaukalk-Verbrennung "20 bis 30 Kilogramm" ausgestoßen hätten. Finales Untersuchungsergebnis läge allerdings noch keines vor, so Mayr-Knoch.

Greenpeace will Bevölkerung informieren

Die Kritik von Greenpeace richtete sich vor allem in Richtung der Risikobewertung der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES). Diese sei "nicht nachvollziehbar", erklärte Schuster. Lob gab es hingegen für die Informationspolitik des Landes in den vergangenen Tagen. "Wenn das Land den angekündigten Plan, am 17. Dezember die umfangreichen Analyse-Ergebnisse zu veröffentlichen, einhält, hoffen wir, dass die betroffene Bevölkerung noch vor Weihnachten ein genaueres Bild über das Ausmaß des HCB-Skandals erhält", so Schuster. Greenpeace kündigt zudem eigene Informationsveranstaltungen für die Bevölkerung an. (APA, 13.12.2014)