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Am 18. November 1995 fuhr Elfi Eder, die Österreicherin, in Beaver Creek zum ersten ihrer drei Weltcupsiege. Elfi Eder, die Grenaderin, war später nicht mehr ganz so erfolgreich.

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Eder fährt nur noch hobbymäßig Ski. Ihre Töchter (auf den Bildern an der Wand) haben schon einige Preise gewonnen.

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Leogang/Wien - Elfi Eder-Rudolf erzählt gerne von ihrer Karriere. Nur ein Kapitel, das würde sie gerne streichen: Grenada. "Das war ein großer Fehler", sagt sie. Elfi Eder, damals noch ohne Rudolf, war eine erfolgreiche Skiläuferin, Österreicherin, Spezialistin für den Slalom. Zwischen 1990 und 1997 fuhr sie im Weltcup, kam 25 Mal in die Top Ten, sieben Mal aufs Podest, holte drei Siege.

Ihre zweite Karriere war kürzer, weniger erfolgreich, dafür umso skurriler. Für eine Saison, 1998/99, wurde sie zur Grenaderin, zwei elfte Plätze, ein 17. Rang - für Eder nicht die Welt. Für die Skination Grenada schon. Eder war die erste Vertreterin des kleinen Karibikstaats im Weltcup - und die bis dato letzte.

29 Jahre alt war Eder, als sie das Skirennfahren sein ließ. Jetzt ist sie 44 und hat wieder einen Schlussstrich gezogen. Knapp 15 Jahre lang vermietete sie Ferienwohnungen im Pfindlhof in ihrem Heimatort Leogang in Salzburg, war damit in die Fußstapfen ihrer Eltern gestiegen. "Es ist sehr gut gelaufen, wir hatten viele Stammgäste." Natürlich habe ihr Name auch bei der Vermietung geholfen. Jetzt hat sie den Pfindlhof verpachtet. In der 68 Quadratmeter großen Elfi-Eder-Weltcup-Suite kann man immer noch nächtigen. An der Wand hängt ein Foto, das die einstige Skirennläuferin zeigt.

Überraschendes Edelmetall

1993 in Morioka holte Eder beim Sieg ihrer Teamkollegin Karin Buder WM-Bronze. Es war der erste große Erfolg der Salzburgerin. Die Medaille kam fast ebenso überraschend wie die Silberne bei den Olympischen Winterspielen 1994 in Lillehammer. Bis dahin hatte sie es im Weltcup nie aufs Podest geschafft. Eders beste Saison war 1995/96. Alle ihre drei Siege und sechs ihrer sieben Stockerlplätze holte sie in diesem Winter. Bei der WM in der Sierra Nevada ging sie als Favoritin ins Rennen. Eder fiel im zweiten Lauf vom dritten auf den siebenten Platz zurück. "Der Druck war zu groß", sagt sie heute.

Eders Medaillen und die Kristallkugel sind bei der Steinbergbahn in Leogang ausgestellt. Dort geht sie oft Skifahren. Ihren Mann und ihre zwei Töchter, Tamara (13) und Deborah (11), hat sie oft auf die Piste mitgenommen. "Irgendwann haben wir gemerkt, dass sie sich recht gut angestellt haben." Beide Eder-Töchter sind im Salzburger Schülerkader. Von Mamas Skikarriere wissen sie nur vom Hörensagen. "Sie interessieren sich mehr für die aktuellen Stars." Die können sie gemeinsam mit der Mama bei den Herren-Weltcuprennen im kommenden Februar in Saalbach, das nur einen Steinwurf von Leogang entfernt ist, beobachten. In den vergangenen Jahren blieb Eder wenig Zeit, um sich Skirennen vor Ort anzuschauen.

"Ein bissl Kontakt" mit Ex-Kolleginnen

Mit der einen oder anderen ehemaligen Teamkollegin hat sie noch "ein bissl Kontakt", etwa mit Karin Köllerer oder Monika Maierhofer. Die Kolleginnen waren das Einzige, was Eder nach ihrem Karriereende vermisst hat. Das harte Training sei ihr alles andere als abgegangen. "Ich hatte abgeschlossen." Eder heiratete wenig später. Die Ehe hält seit 15 Jahren. "Ich bin sehr zufrieden und glücklich mit meinem Leben."

Ihr Karriereende hatte finanzielle und gesundheitliche Gründe. Die Knie machten ihr Probleme. Auch heute noch muss sie deswegen auf gröbere Belastungen verzichten. Nach der Saison 1998/99 fand sie zudem keine Sponsoren mehr. Und auf die wäre sie angewiesen gewesen. Der eine Winter hatte sie auch so schon eine Stange Geld gekostet. Der eine Winter, für den Eder zur Staatsbürgerin des 108.000-Einwohner-Staates Grenada wurde. Damals sah Eder keine andere Lösung. Sie wollte nach der Saison 1996/97, in der sie nicht an die Erfolge des Vorwinters herankam, weiter mit ihrem Erfolgstrainer Gottfried Trinkl trainieren.

Zwist mit dem ÖSV

Dieser wurde aber vom Österreichischen Skiverband Mitte 1997 gefeuert. Der ÖSV war gegen den Privatcoach. Der Streit zog sich hin, gipfelte vor Gericht. Eder erkämpfte sich die Freigabe für Grenada, das zu diesem Zeitpunkt nicht einmal einen Skiverband hatte. Nach einem Jahr Zwangspause stieg sie am 21. November 1998 wieder in den Weltcup ein, als österreichisch-grenadische Doppelstaatsbürgerin und mit Privattrainer Trinkl an ihrer Seite. Mit Startnummer 49 fuhr sie in Park City immerhin auf Rang 17. Grenada hatte die ersten Weltcuppunkte. Das Glück aber währte nicht lange. Nur zwei Wochen später kündigte ihr Trinkl. Er war unzufrieden mit Eders Form. "Ich fühle mich im Stich gelassen, er hat zu wenig Geduld gehabt", hatte Eder damals gesagt. Danach wurde sie von ihrer Schwester Sylvia, einst dreifache WM-Medaillengewinnerin, und Dietmar Thöni betreut. Die zwei elften Plätze waren Achtungserfolge. Aber an frühere Erfolge konnte sie nicht mehr anknüpfen. "Das ganze Umfeld war schwierig." Und das eine Jahr Stehzeit sei auch nicht förderlich gewesen.

"Irgendwann werde ich mir Grenada sicher anschauen", hatte Eder nach ihrem Karriereende gesagt. 15 Jahre später ist der Plan immer noch nicht umgesetzt. Der Plan ist aber kein Plan mehr. Die Staatsbürgerschaft hatte Eder schnell wieder zurückgelegt. Sie ist gerne Österreicherin. Mit dem ÖSV hat sie sich längst versöhnt. Grenada war ein Fehler. (Birgit Riezinger - DER STANDARD, 15.12. 2014)